
In einer regnerisch-winterlichen Session entstand „wenn“. Ein Song über das nicht Alleinsein können, sprachlich zart und ausgefeilt, musikalisch mit viel Liebe zu kleinen Saiten und warmen Tönen. „Wenn“ klingt wie das Auftauen von Eiszapfen, die auf den Fenstersims tropfen. Ein winterlicher Song, der die Wolken vertreiben und uns daran erinnern will, dass wir Menschen so sehr abhängig von anderen Menschen sind, die uns Nähe und Wärme geben, durch die wir uns selbst spüren und erfahren können. Der Song entstand ausgehend von der türkischen Redewendung „gözlerim yolda kaldı“ (meine Augen sind auf den Straßen geblieben), die verwendet wird, wenn man sich um eine Person gesorgt hat, auf die man wartete. Zitat von Sinu: „Immer, wenn ich ‚wenn‘ höre, dann denke ich an die Farbe blau, daran wie der Wind über das feuchte Gras weht, an ein Licht, das am Horizont scheint und an Eiszapfen, die auftauen und auf den Fenstersims tropfen.“ Sinu ist ein deutsch-türkisches Indie-Pop-Projekt. Tiefgehende Vibes, sphärische Klangwelten mit flirrenden, lyrischen Texten, die die deutsche Sprache geschickt und ungewohnt musikalisch einsetzen. Gefühlvoll, aufgeweckt, nachdenklich, gesellschaftskritisch. In einer bilingualen Kindheit verwurzelt, schreibt Sänger und Texter Sinan Köylü Songs auf Deutsch und Türkisch, die durch ihren Klangreichtum, ihre poetische Qualität und Schönheit den Raum erfüllen und gängige Sprachklischees des Deutschen wie des Türkischen ad acta legen. Musik, die nicht egal ist. Musik, die das Publikum packen, wach- und aufrütteln will. Treibende, moderne Beats, eine ungewohnt tiefe Stimme, die immer wieder plötzlich ins Falsett ausbricht, minimalistische Gitarren und ein kathartischer Vibe zeichnen die Musik von Sinu aus und erinnern an große Vorbilder wie Bon Iver, Ben Howard und Ry X. Von Liebe, Rausch und Vergänglichkeit hin zu Rassismus- und Konsumkritik widmet sich Sinu auch jenen wichtigen Themen, die in der deutschsprachigen Pop-Landschaft zu wenig Beachtung finden.