
Die Low Life Rich Kids sind der Wake-Up-Call für die Anti-Woke Generation – die zynische Antwort auf die Ewig-Gestrigen, die im Standard-Forum, WhatsApp-Status und Facebook-Chat ihre Missgunst gegenüber Klimaschutz, Feminismus, Sexualität und Weltoffenheit schamlos zur Schau stellen. Dabei kommt auf den zehn „Lieblingsliedern“ ihres Debütalbums aber kein musikalischer Zeigefinger zum Einsatz. Vielmehr verwenden die Low Life Rich Kids den benachbarten Finger. Ob dabei von einem selbstironischen „Alles-ist-super-Daumen-nach-oben“ oder einem schön durchgestreckten Mittelfinger die Rede ist, wird sich nach dem ersten Hördurchgang bereits erschließen. Kleiner Spoiler: Es sind beide. Der lyrische Überbau zwischen Aktivismus und Resignation/Taubheit wird durch das musikalische Fundament aus Hau-Drauf-Postpunk, Spoken-Word und mehrstimmigem Gesang – gut zu hören beim Titeltrack des Albums – perfekt unterstützt. Mit der Bezeichnung „Neue Neue Deutsche Welle“ haben die drei allerdings keine Freude. Warum? Die Antwort liefert „NNNDW“. Die Low Life Rich Kids haben sich im Zuge eines Theaterstücks gegründet und bestehen aus den Schauspielerinnen Coco Brell, Mara Romei und dem Singer-Songwriter und Theatermusiker Bernhard Eder. Nachdem ihre Debütsingle „Angst“ nicht nur in der Inszenierung von Lucien Haugs „Über Nacht“ Anklang fand, sondern darüber hinaus ihren Weg an die Spitze der FM4-Charts nahm, war für die drei klar: Wir gründen eine Band! Seither produziert Eder abwechslungsreiche Titel, die alles zwischen Rock, Pop, Postpunk und avantgardistischem Sprechgesang abdecken. Mit „LLRK“ erschien im September 2024 bereits ihre erste EP auf LasVegas Records und beweist sowohl musikalischen als auch textlichen Facettenreichtum. Brell und Romei erwecken diesen nicht nur mit ihren komplementären Stimmen zum Leben, sondern überzeugen insbesondere bei Liveauftritten durch glühende Ausstrahlung, Charme und Witz. Live werden sie unterstützt von Romy Jakovcic (u.a. Pauls Jets) und Drummer Alex Kerbl (u.a. Mothers Cake, Sharktank), der auch bei der Albumproduktion seine Finger im Spiel hatte. Während auf der Bühne aufgeheizt wird, greifen sie Themen wie globale Erwärmung, soziale Ungerechtigkeit und Selbstoptimierungszwang auf – und kritisieren sie lautstark. Low Life Rich Kids beweisen klare Kante und eine ausdauernde Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Attitüde – sie stecken an, halten fest und geben mit, was man nicht mehr missen mag.
