Dota

DOTAs neues Studioalbum wird „Springbrunnen“ heissen und am 27.Juni 2025 erscheinen. „Wenn Dir das reicht“ ist nun die zweite Radioauskopplung aus dem Album und zeigt klar, in welche Richtung der nunmehr 10. Longplayer der Band inhaltlich und soundlich gehen wird. In Zeiten wie diesen eine klare Haltung zu zeigen, Dinge anzustoßen und verändern zu wollen, war schon immer der kleinste gemeinsame Nenner der Berliner Band um Frontfrau Dota Kehr. Auf „Springbrunnen“ werden uns Songs erwarten, die durchaus die Themen auf den Punkt bringen, bei denen andere im bloßen Gestus verharren. Nur die richtige Meinung für sich Anspruch zu nehmen, reicht nicht aus. Die Band zur neuen Single: „Wenn wir uns in gesellschaftlichen Debatten immer auf die Privilegien bzw. Identitätsmerkmale beschränken, die wir nicht ändern können, gerät zu oft aus dem Blick, dass es die Privilegien gibt, die wir ändern können und müssen: die Verteilung von Wohlstand und Bildungschancen. Das heißt nicht, dass wir uns nicht in allen Bereichen (der Arbeitswelt etc.) für Respekt, Sichtbarkeit und Gleichberechtigung einsetzen sollten, aber wenn dir das reicht – ist zu befürchten, dass es alles so bleibt“. Die Band aus Berlin ist nicht nur eine feste Größe der deutschsprachigen Musikszene, ihre Frontfrau Dota Kehr gilt auch als eine der einflußreichsten deutschen Songschreiberin derzeit. Dota schreibt seit 2003 Lieder und tourt gemeinsam mit Gitarrist Jan Rohrbach und Schlagzeuger Janis Görlich. Seit 2020 ist die aktuelle Besetzung mit Patrick Reising (Keys) und Alex Binder (Bass) am Start. Außer mit eigenen Texten war Dota Kehr in den letzten Jahren auch mit Gedichtvertonungen von Mascha Kaléko zu hören und zuletzt mit einer portugiesischsprachigen Album-Kollaboration. Dota ist wieder da, mit neuen Songs, ein neues Kapitel, das sich perfekt in die Reihe ihrer bisherigen Alben einreiht, aber eben doch neu, als wäre eine bisher unbekannte Zutat im Songlabor aufgetaucht. Schön ist: Es könnte genauso die erste DOTA-Platte ever sein. Man vermisst nichts, was man an Dota mag, aber die Musik ist noch minimalistischer, hüpfiger – die Erwachsenen würden sagen: kontrastreicher. Die Texte gehen noch direkter ins Herz der Finsternis, sind noch hingebungsvoller suchend, auch im Unklaren noch klarer. Vielleicht ist es auch ein Produkt ihrer Beschäftigung mit der Lyrik Mascha Kalékos, deren musikalischer Umsetzung sie in den letzten drei Jahren zwei Alben gewidmet hat. DOTA – nicht umsonst in Großbuchstaben, weil der Name mehr als das lyrische Ich von Dota Kehr abbildet, sondern auch die Community um sie herum, in der schon seit einigen Jahren die Musik entsteht: Gitarrist Jan Rohrbach, Schlagzeuger Janis Görlich, Keyboarder Patrick Reising und Bassist Alexander Binder. Gemeinsam mit dieser Band arrangiert Dota Kehr die Songs und nimmt sie auf. Gemeinsam schreiben sie die DOTA-Formel an die Tafel: Jedes Wort bedeutet mindestens auch sein Gegenteil, überall Frage-, kaum Ausrufezeichen. Die erste Single Einfach zu abgelenkt spielt das DOTA-Spiel in Perfektion. Die Gitarre sitzt im Sommer am See, der Synthie flimmert. Das Schlagzeug tanzt Stop-and-Go, Dota singt, als müsste sie gleich weg – darüber, dass sie sich nicht committen kann und auch sonst niemand. Also ADHS als Gesellschaftsdiagnose. In Kettenkarussell, einem dieser Songs, wie sie nur DOTA hinkriegt – entspannt und angespannt zugleich, wie ein nachdenklicher Flummi –, singt sie: „Zeit, sich um was anderes zu drehen / Ist schon recht, ich kann Alltag nicht ausstehen.“ Und dazu groovt die Band, treibt die Sängerin, als wollte sie sagen: „Eine Runde noch.“ Frage: Worüber sollen Songwriter*innen in diesen Zeiten singen? Nächste Frage: Was sind überhaupt „diese Zeiten“? Dota hat sich diese Fragen auch in Vorbereitung auf ihr neues Album gestellt. Die Antworten liegen auf ihrem Weg wie Schilder auf der Straße, sobald sie ernsthaft zu arbeiten beginnt.
Es brauchte schon immer nur wache Augen, eine Stimme, die die eigene ist, und ein Herz, in das mehr als die eigene Altersvorsorge reinpasst. Dota weiß, wer sie ist, und sieht die Dinge, die sie mit der Welt, in der sie lebt, verbinden und von ihr trennen. Dinge, die ihr Hoffnung geben und die sie abstoßen – denen sie in ihren Songs mit Ehrlichkeit (Das wogende Meer) oder beißender Ironie (Milliardäre) begegnet. (Text: Francesco Wilking)

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