il Civetto
il Civetto
„Die Zukunft kommt / Die Krise bleibt / Und alle sind / Für sich allein / Der Nordpol schmilzt / In Moria schneits / Fühlt sich so an, als wär es bald vorbei.“ Wer fühlt sie nicht, diese Zeilen, die il Civetto da im letzten Song ihres aktuellen Albums „Späti del Sol“ verewigt haben? „Andere Welt“, das il Civetto mit der befreundeten Band Bukahara schrieben und das nun als Single erscheint, hat zwar auch (noch) einen Funken Hoffnung, trifft den apokalyptischen Vibe der Jetztzeit aber schmerzhaft genau. Und es scheint ja nun wirklich nicht besser zu werden: Nach Moria kam der Ukraine-Krieg, kamen Waldbrände, kamen Hitzewellen, die dafür sorgten, dass in Spanien tausende Vögel mit Hitzeschlag tot vom Himmel fielen. Leon Keiditsch (Gesang), Lars Löffler-Oppermann (Klarinette, Saxophon, Keys), Leon Bollinger (Schlagzeug, Percussion), Dany Ahmed (Bass) und Robert Kondorosi (Gitarre) hätten trotzdem gerne drauf verzichtet, dass man il Civetto für „Andere Welt“ „gutes Timing“ attestiert. Der Song ist vielmehr ein Appell an ihre Fans und an sich selbst, bei all dem Mist nicht die Hoffnung zu verlieren. Und der Versuch, die Erkenntnis zu vermitteln, dass man gemeinsam noch immer etwas bewegen kann. Il Civetto selbst sagen dazu: „Zwischen Klimakatastrophe und Krieg, zwischen Dispo und Karriere-Hamsterrad schauen wir zu, wie unsere Welt langsam zerfällt. Zusammen mit unseren langjährigen Freunden von Bukahara haben wir den Song ‚Andere Welt‘ geschrieben, der davon handelt, nicht die Hoffnung zu verlieren – aber auch auf die Straße zu gehen und die Welt zu verändern.“ Il Civetto haben sich auf ihrem aktuellen Album „Späti del Sol“, das im Mai erschien, hörbar neu erfunden, ohne ihre Roots auf den Straßen Berlins zu vergessen. Denn da haben sich il Civetto vor bald drei Alben und 400 Konzerten auf der ganzen Welt einst gefunden, um den Sound dieser bunten Stadt aufzusaugen. Aus dem freigeistigen Vibe der Clubs und den Zutaten Folk, Songwriter*innen-Pop, Freejazz, Klezmer, Funk, Indie, Folklore und Balkan Beats rührten sie ihr ganz eigenes Soundgemisch an. Das konnte man schon damals Fusion Pop nennen und das gilt auch heute noch – wobei „Späti del Sol“ dazu einlädt, die Betonung jetzt eher auf das zweite Wort zu setzen. Bukahara kennen il Civetto ebenfalls schon eine ganze Weile. Man tourte bereits gemeinsam und schätzt die Parallelen im Sound und im künstlerischen Mindset, das weder Stil- noch Landesgrenzen sehen will. Soufian Zoghlami (Gitarre, Gesang, Schlagzeug), Ahmed Eid (Bass, Percussion), Daniel Avi Schneider (Geige, Mandoline) und Max von Einem (Posaune, Sousaphon, Schlagzeug) trafen sich bereits Ende der Nullerjahre während ihres Jazz-Studiums an der Kölner Musikhochschule und sind seit 2009 als Bukahara unterwegs. Ihr Sound speist sich aus Folk und Swing ebenso wie aus Einflüssen nordafrikanischer Musik. Ihr letztes Album „Canaries In A Coalmine“ erschien 2020. Gemeinsam haben il Civetto und Bukahara in „Andere Welt“ ein perfekte Ballance aus Sozialkritik und kämpferischer Hoffnung gefunden. Deshalb soll dieser Text auch mit einem eher hoffnungsvollen Zitat aus dem Song enden: „Wir ziehen um die Häuser und verbrennen euer Geld / Und wir träumen, ja, wir träumen von 'ner anderen Welt / Dann stell ich mir vor / Du schläfst heute bei mir / Die Banken sind bankrott / Und mein Fahrrad repariert / Wir ziehen um die Häuser und verbrennen euer Geld / Und wir träumen, ja, wir träumen von 'ner anderen Welt.“ Und das ist immer noch am Schönsten, wenn man es gemeinsam tut.
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