Tüsn

Am Ende bleibt dir nichts“ – ein passender Album-Titel, für eine Band, die sich bevorzugt in schwarz-weiß ablichten lässt und die es versteht, mit ihren Songs den Finger in die Wunde zu legen. SPOILER ALARM: Es ist nicht alles, wie es auf den ersten Blick aussieht. Mit dem (scheinbaren) Ausblick auf die Hoffnungslosigkeit, lenken TÜSN in Wahrheit den Fokus auf die Dinge, die wirklich entscheidend sind. „Am Ende bleibt dir nichts als die Liebe“, heißt es schließlich im Titelsong des neuen, dritten Albums der Berliner. Mit dieser Feststellung geht noch lange nicht die Sonne auf, sie beschert dem Hörer aber eine neue inhaltliche und musikalische Schärfe. TÜSN beschwören mit „Am Ende bleibt dir nichts“ weder eine Rückkehr noch die Relativierung früherer Werke, dafür gehen sie ihren Weg mit neuerlangter Klarheit und befreit von Zweifeln.  Natürlich entzieht sich das Schaffen von TÜSN nicht vollkommen gängigen Kategorien, allerdings möchte die Band ihren höchsteigenen Ansatz nicht direkt wieder zu relativieren. „Für abgehobene Kunst zu eingängig, für plumpen Kommerz zu verschroben, für eine sich hart abgrenzende Szene zu frei“, beschreibt Sänger Snöt das Spannungsfeld von TÜSN. Viel wichtiger ist sowieso, dass die Mischung aus dem Stand überzeugt und nachhaltig begeistert. Das ist Indie, alternativ und natürlich auch irgendwie Pop. „Wir machen Musik so wir wie sie fühlen, ohne Vorbildern oder Trends nachzueifern“, erklärt Snöt. „Es gibt keine Kompromisse mit dem Ziel, anderen zu gefallen – nur so können wir authentisch unsere Hörer erreichen. Unsere Musik hat Energie für Live-Konzerte und Tanzfläche, aber auch die Sentimentalität für Einsamkeit im Kerzenschein." Sich in viele Richtungen zu bewegen, heißt eben nicht, sich zu verbiegen. Mit dieser Attitüde haben TÜSN bereits 2016 mit „Schuld“ (Universal) ein aufsehenerregendes Debüt veröffentlicht und 2019 mit „Trendelburg“ (TÜSN) beachtlich nachgelegt. Dazwischen tourten TÜSN u.a. mit HURTS, spielten auf den wirklich großen Festivals des Landes und traten im Fernsehen auf. Wer TÜSN in der Vergangenheit bereits kennenlernen durfte, weiß, dass die Band zwar mitreißende und eingängige Musik mit einem gesteigerten Anspruch produziert. Dieses Selbstbewusstsein gewinnt auf „Am Ende bleibt dir nichts“ nun eine weitere Dimension, wie der TÜSN-Frontmann erklärt: „Wir haben die Songs durchweg sehr nah in ihrer initialen Idee belassen und weniger im Nachhinein überarbeitet.“ Auch lyrisch wurde bei TÜSN neues probiert: „Unsere Texte dürfen vermehrt monothematischer sein und auch mit einfacheren Botschaften funktionieren, ohne dabei ganze Welten erklären zu müssen. Wir wollen, statt selbst-referenzierend um persönliche Gedankenwelten zu kreisen, unsere sozialkritischen Dimensionen noch stärker nach außen kehren“, führt Snöt aus. Diese sozialkritische Dimension kommt besonders bei Songs wie „741 Millionen“ oder „Algorithmen“ zu tragen. Eine gnadenlose Perspektive kann aber auch ans Herz gehen und berühren, wie „Auf Wiedersehen“ beweist. Wobei TÜSN ganz bestimmt nicht den Zeigefinger heben, wie Snöt betont: „Schöne Worte sind uns lieber als verallgemeinernde Parolen. Denn wir haben keine Wahrheit gepachtet und wollen nicht belehren, wohl aber Anstöße bieten, sich mit Dingen auseinanderzusetzen.“ „Schon Kindern bringen wir die Tugenden bei, die unserer Gesellschaft als Säulen dienen. Schule, Medien und soziales Umfeld lehren im Mainstream, wie ein Mensch zu funktionieren hat. Das Leben ist eine Karriere und es gilt nach Macht, Geld und Anerkennung zu streben. Dass immer andere mehr davon bekommen, soll Motivation sein, sich besser anzustrengen. Also richten wir uns aus an beruflichen Erfolgen und sozialer Konformität. Aber was davon ist bedeutend, wenn kurz vor dem Tod eine rückblickende Bewertung möglich ist? Seien es Freundschaften, Partnerschaften, Familie, spirituelle Erleuchtung, Erlebnisse oder Selbstverwirklichungen ganz individueller Natur – das Besondere eines Lebens ist niemals, ein produktiver Mitläufer gewesen zu sein. Am Ende bleibt dir nichts als die Liebe“, beschließt Snöt. „Außer Liebe ist da nichts.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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