Sebastian Block
Sebastian Block - Irgendwann im Sommer 2020 traf ich meinen Freund und Kollegen Blockie auf einem Miniatur-Garten-Festival im tiefsten Brandenburg. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen und er war gerade dabei, aus Berlin raus zu ziehen. Überhaupt schien er sehr zufrieden für einen lockdowngeplagten Musiker, erzählte von seiner neuen Platte, bei der irgendwie überraschend krasse Musiker mitspielen würden und mal gucken was passiert und so. Als er mich ein paar Wochen später einlud, doch mal im Studio vorbeizuschauen, hatte ich ausreichend wenig zu tun und war neugierig genug, um den Weg nach Prenzlauer Berg anzutreten. Das mir schon bekannte Hinterhofstudio bildet seit Jahren so eine Art Angelpunkt der Berliner Indie-Szene. Große Alben wurden hier aufgenommen, an einer Tafel an der Wand hat Die Höchste Eisenbahn während einer Probe notiert: „Wer bringt mich jetzt zu den anderen?“ und ein Rhythmus-Pattern drunter. Hier traf man sich also, um Sebastian Blocks neues Album zu recorden. Wer sich traf: Zum Beispiel Patrick Reising, seines Zeichens Keyboarder bei Dota und Tele, der neben den Tasten auch über die Tontechnik wachte. Die Ryhthmusgruppe bestand außer Blockies Akustikgitarre aus Jörg Holdinghausen (Wir sind Helden, Teitur) am Bass und Max Schröder (Tomte, Olli Schulz) an den Trommeln. Moritz Ecker steuerte eine gepflegte E-Gitarre bei, und fertig war die Kapelle. So groß wie die versammelten Namen, so unaufgeregt war die Herangehensweise: Die Platte wurde ohne altmodisches Proben innerhalb von 5 Tagen eingespielt. Kurz die Akkorde durchgehen, Ideen sammeln, zwei bis drei Test-Durchläufe und los! Aber was will man auch proben, mit solchen Leuten? Wenn jemand weiß, wie man solche Platten macht, dann die. Aufmerksame Hörer*innen können übrigens auch Gastauftritte vom „Unter meinem Bett“ Kinderchor und Francesco Wilking (Eisenbahn, Crucchi Gang) erlauschen, die wahrscheinlich einfach zufällig vorbei kamen. Es ist nun nicht besonders überraschend, dass aus dieser Formation ein stimmiges Album entstanden ist, das sich munter in der Gewürzabteilung der gut sortierten Indienpop-Boutique bedient. Langweilig wird es dadurch aber auf keinen Fall! Die Songs haben alles bekommen, was sie brauchten: Sie sind leicht, sonnig, treibend, nervös, verkatert blinzelnd und herzerwärmend optimistisch. Sie holen mich ab, nehmen mich mit und öffnen den Horizont durch stilsicher verbaute Synthies („Alles ist wie es bleibt“), 80er-Anleihen („Böser Traum“) und „Blumfeld“-artige Gesangsphrasierung („Keine Bewegung“). Und, was habe ich mich gefreut, dass eine Facette nicht ausgeklammert wurde, die für mich zu Sebastian Blocks großen Stärken gehört: In „Gewesen sein“ unternimmt er einen Ausflug in klassische Liedermacher-Klangwelten. Überhaupt tritt die Akustik-Gitarre, die hier weit mehr sein darf, als ein Schrammel-Begleitinstrument, in der zweiten Hälfte der Platte stärker in den Vordergrund und verpasst dem Ganzen einen ruhigen, organischen Schliff. Inhaltlich bewegt sich das Album zwischen Alltagsbeobachtungen und den Reflexionen einer Generation, die – anders, als Tocotronic damals empfahl – keineswegs Teil einer Bewegung sein muss. Man kann sich da auch ruhig mal rausnehmen. Blockies Worte haben Substanz, ohne das Ohr vom Gesamtklang wegzulocken, sind weit mehr als Melodieträger, aber treiben auch ganz wunderbar entspannt mit dem Bandsound davon. Sie laden ein ohne zu nerven, bewegen, ohne sich aufzudrängen. Dorngrund zeigt: Der Lockdown hat auch Gutes hervorgebracht und das wird noch eine ganze Weile im Ohr bleiben..
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