Dreimalumalpha

Ich habe die Nacht gesehen:  Bei Dreimalumalpha wird auf ihrer neuen Single aus Ich bin heute morgen aufgewacht und es war noch mitten in der Nacht (Tocotronic 1996) Ich habe die Nacht gesehen, der Tag war fast genauso (Dreimalumalpha 2022). Denn eigentlich hat sich nichts geändert. Jene an den Hebeln der Macht tun alles, um dort zu bleiben, im Großen wie im Kleinen. Lieber Herr Stadtrat…. Und wenn einer mal wirklich bei etwas erwischt wird, sei es eine Nazi-Memorabiliensammlung im Keller oder der Versuch, die größten Medien des Landes zu verscherbeln, am Ende ändert sich trotzdem nichts. Eh egal, morgen ist wieder ein neuer Tag. Die Wut darüber verpacken Dreimalumalpha in einen schnellen, treibenden Rocksong, dessen melodische Gesangsharmonien nicht darüber hinwegtäuschen können, dass einiges im Argen liegt. Dreimalumalpha , die dreiköpfige, schwer auszusprechende Band aus Innsbruck, tanzt auf dem Grab des deutschsprachigen Diskurs-Pops. Dessen semi-ernsthafte Distanzierung von der Konsumgesellschaft und der romantische, aber inkonsequente Nonkonformismus sind schon lange nicht mehr hip. Dreimalumalpha werfen wieder etwas Anarchie in die Waagschale. Klassische Indierock-Riffs und verspielte Jazzakkorde sind ein trojanisches Pferd, wenn Texte zwischen hoffnungslos verschachtelt und brutal-plakativ uns erzählen, was wir eigentlich nicht hören wollen: das konsequente Hinterfragen dessen, was sich tatsächlich in den letzten 25 Jahren verändert hat, in der Welt und in der Kultur, die diese Welt widerspiegelt. Gitarrist und Sänger Simon Rogina, Schlagzeuger Johannes Hahmann und Bassist Thomas Krug haben schon auf ihrem Debütalbum Jugend ans Geld verloren aus dem Jahr 2020 gegen Selbstzufriedenheit und Gleichgültigkeit angesungen. Ihr im Herbst erscheinendes neues Album Ich schwöre mir läuft die Zeit davon geht, wie der Titel bereits andeutet, nicht unbedingt davon aus, dass es besser geworden ist.

 

 

 

 

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