Andreas Liebert
Andreas Liebert
Wie erklärt man Musik, die man nach 3 Minuten 20 selbst umschreiben kann? Drücken wir die Starttaste der Stoppuhr: Andreas Liebert, aufgewachsen im Norden Bayerns, pustete er mit dem ersten Perso im Portemonnaie die Staubflocken der Familiengitarre ab und erprobte das Angebot der Gitarrenakkorde im Internet der Jahrtausendwende. Auf die ersten Küsse, den ersten ausgesprochenen "Das wird nichts mehr"-Sätzen, dem "Buchstaben über der Stadt"-Album, den vollgetippten Worddokumenten folgten die ersten musikalischen Erzählungen, mit Stützrädern & Schwimmflügeln, allein daheim, nur hörbar im Wohnungsflur, durch die geschlossene Zimmertür. Fünf Wohnsitze später, angekommen in Lübeck mit 2014 am Ende des Datums. Eine frische "Das wird nicht mehr gut"-Formulierung, das Gefühlsprogramm dieser Tage, auf karierten Blockblättern notiert. "Wiederhole deinen Namen, im Taxi gegenüber, will ihn morgen wissen, egal wie viel Bier.", heißt es in dem Debütsong "Tümmler". Der erste der Songliste, der seinen Weg in mehr als zwei Ohren fand, eine Erzählung vom ersten Hallo bis zur Einsicht, dass es nicht mehr gut wird. Geschichten, die verstanden & beschrieben werden, als sie vorbei waren. Die Jahreszeiten vergingen, das Gefühl versteckt, hinter Ablenkungsmanövern. Das Schöne an gefühlsbetonten Texten mit Musik ist, niemand wartet darauf, aber jeder nimmt sie mit, wenn es soweit ist. Vielleicht auch deswegen liegt zwischen dem elektronisch verziertem "Tümmler" und dem instrumental-sparsamen "Teil des Spiegels" ein komplettes Jahr. Angekommen in Hamburg, mit Gitarre, Rhodes-Piano, Triangel & Xylophon. Das Instrumentalquartett bildet den Rahmen des Textes, bei dem man am Ende, frühmorgens allein nach Hause torkelt. Weil vielleicht doch nur eins von zwei Herzen schlägt, aber man trotzdem gemeinsam so lacht, wie es nie jemand spielen könnte. Das hier ist bestimmt keine Hymne für die Finalisten einer Beziehung und keine Bedienungsanleitung für mittellang Getrennte. Eher die Kombination des Zahlenschlosses für Geschichten, die in jedem Postleitzahlengebiet passieren, von denen man sich erzählen lassen will. "Teil des Spiegels" ist eine Berg-&-Talfahrt, mit wachsende Strophen und einem vorsichtig-leisen Refrain. Die ersten Konzerte von Andreas Liebert sind gespielt, auf wankenden Eventschiffen oder im Vorprogramm von Desiree Klaeukens. Eins ist sicher: man will mehr von dem 27-jährigem, der den Satzbau nicht aus Büchern hat, aber die eigenen Geschichten mit ausgetrockneten Kugelschreibern so formuliert bekommt, dass man bereitwillig mitsummt und auf den Abend hofft, an dem man nicht mehr alleine geht.
Links:
www.andreasliebert.de
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