The Screenshots
The Screenshots
Zwei Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee – das war der Plan beim Debüt der Kölner Rockband The Screenshots. Die Bilanz? Chartplatz 45, Pandemie und Plus-Minus-Null. Zeit für ein neues Kapitel, das sich nicht mit Umsätzen, sondern dem Menschen beschäftigt. Mit viel Spielfreude, Leichtigkeit, einer neuen Direktheit und drei Songs mit Susi Bumms am Mikro: Herzlich willkommen im Wunderwerk Mensch! Eröffnet wird das Album durch eine sanfte Akustikgitarre im Intro-Song. Ein Chor fordert auf: “Wenn es dir gefallen hat, dann erzähl deinen Freunden davon!” Im selbstreferentiellen “Rockstar wie Chad Kroeger” werden alle denkbaren Rock-Klischees ausgepackt: Von Flanger-Effekten, Half-Time Headbang Riffs bis hin zu verzerrten Stimmen im Nickelback-Stil. “Bitte, bitte, bitte streamt unser neues Lied!” Der nächste Song, “Wie es vorher war”, handelt von dem aus unruhigen Träumen bekannten Gefühl, unterwegs etwas verloren, etwas Wichtiges vergessen zu haben – nur was? “Irgendwie komisch, wie es jetzt ist.” Was lässt sich 2023 in Zeiten multipler Krisen auch anderes sagen? Der Song “Modern Dance” – wie “Satellit” und “Nimm das Geld und Renn” gesungen von Susi Bumms – greift das Hauptmotiv des letzten Albums, “Glaub an deine Träume”, unter anderen Vorzeichen auf: “Manchmal weiß ich nicht mehr, was war nochmal mein Traum. Dann tu’ ich so, als wär’ dein Traum auch mein Traum.” Denn zumindest dem Traum vom Modern Dance hören wir in diesem Song beim langsamen Platzen zu: “Ich versuchte Modern Dance / Ich scheiterte an Modern Dance.” Gleichzeitig ist “Modern Dance” eine Reflektion über Traurigkeit, ein Nachdenken darüber “wann sie kommt” und darüber, wie seltsam Körper sein können, wenn sie einfach nur herumstehen. Besinnungsloses Erfolgs-Mindset klingt anders. Das hat damit zu tun, dass die Band mit dem letzten Album “2 Millionenen Umsatz mit einer einfachen Idee” lernen musste, dass Umsatz allein noch kein Gewinn ist. Und so macht die latente Dauerironie der ersten Jahre Platz für eine andere Form von Wahrhaftigkeit. Von reinen Akustiksongs wie dem Opener “Wunderwerk Mensch” oder dem Closer “Großeltern” über Pop-Nummern im engeren Sinne, von “Wie es vorher war” bis zum licht- und chorusdurchfluteten “Die Sonne scheint”. Der energetische Screenshots-Sound, der mit der ersten EP “Ein starkes Team” etabliert wurde, wird in “Din A8” wieder aufgegriffen; ein Song, in dem mehr oder weniger alles aufgezählt wird, worauf es im Leben wirklich ankommt: “Liebe und Freundschaft, Sex und Zärtlichkeit, Verständnis und Vertrauen.” Sei es die dialogische Dekonstruktion eines Liebeslieds, dem ersten Kölsch-Song der Bandgeschichte oder die Arbeit mit dem Kinderchor St. Agnes: “Wunderwerk Mensch” zeichnet sich durch den Mut zum Experiment und einer Bandbreite aus, die auch der Produktionsweise des Albums zuzuschreiben ist. Mit dem kreativen Input von Produzent Nicolas Epe entstand die Musik in einem Prozess von zwei Jahren in unterschiedlichen Studios, Kellern und Privatwohnungen. Und findet nun ihren Weg auf recyceltes Vinyl. Durch die zufällige Farbmischung im Recyclingprozess wird jede Schallplatte zum Unikat – oder eben zum “Wunderwerk”. Textlich kreist man auch im Jahr von Chat GPT um die essentiellen Fragen des menschlichen Daseins: Was ist Glück? Wer liebt wen wieviel? Und: War nicht jeder Opa auch mal ein Baby? Oder “Satellit”, ein tanzbarer Punksong in Low-Fi-Ästhetik, der den Urknall als menschlich verbindendes Element in den Vordergrund rückt: “Eine Kleinigkeit in der Unendlichkeit ist der Knall, der dich und mich gemacht hat.” Faszination, ja: Wunderwerk Mensch.
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