Tala Siro
Tala Siro
Der Mann war kurz vor dem Ertrinken, sein Zustand dramatisch. Nach einem Burnout musste der Berner Singer/Songwriter und Produzent Raphael Krauss (Brainholz, Lacson) sein Leben radikal verändern, um sich und seine Familie zu retten und sich als Künstler neu zu finden. Krauss ist seit zwanzig Jahren intensiv «on the road» und kann auf eine äusserst vielfältige Karriere zurückblicken, von Solo-Radiohits wie «Heal My Pain» bis zu seiner Indie-Rock-Band Lacson (Radiohit «Hold Me»), zusammen mit Guano Apes-Drummer Dennis Poschwatta, gesungen meist auf Englisch. Für sein aktuelles Projekt Tala Siro wählte er nun aber Hochdeutsch als Sprache, «weil es mein Wunsch war, dass meine Kinder besser verstehen, was ich in dieser dramatischen Zeit durchlebt habe und wie ich meine Schwierigkeiten verarbeiten konnte». Der Text der ersten Single «Hinterm Deich» orientiert sich an der Nautik, der Schifffahrt und der Meere, einem existenzbedrohenden Kosmos, der archaische, raue Bilder zulässt, genau die richtige Kulisse für den Sänger, um seine akute Bedrohungslage zu illustrieren. Er «treibt dahin wie ein führerloses Boot» und gefährlich nah sind die «Klippen, an denen ich beinahe zerschelle». Kombiniert mit der wehmütigen Melodieführung gelingt ein starkes Stück voller Schmerz, Hoffnung und auch Zuversicht, die am fernen Horizont lockt. «Hinterm Deich brechen die Wellen, ich bin Treibholz an deinem Strand. Heb mich auf, nimm mich mit, sonst ziehts mich wieder hinaus auf die See», heisst es treffend im Refrain. Bemerkenswert: «Hinterm Deich» und die weiteren Songs für das Projekt waren zuerst nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern als Dank an das Umfeld nach den überstandenen Problemen gedacht. «Doch meine zwei Kids waren begeistert», sagt Krauss, zum guten Glück für das Publikum. «Papa, uns gefällt das», schwärmten sie. «Und wenn es uns gefällt, dann hoffentlich auch andern Menschen». Die starke Bindung zu den Kindern zeigt sich übrigens sogar im Projekttitel, Tala Siro ist eine Kombination ihrer jeweils zweiten Namen. Und «Hinterm Deich» ein schimmernder, fein gearbeiteter Pop-Schatz in einer filigranen und doch soliden Holzschatulle, der unbedingt gehoben und heil aus dem kühlen Wasser gefischt werden muss. (Text: Jean-Claude Galli)
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