Strandlichter
Strandlichter
Vorboten für den Sommer sind nicht nur die Schaufenster mit Blumenkleidern oder die aus dem Süden zurück gekehrten Vögel. Sommer verheißt auch Lieblingslieder. Radio an, Fenster runter und Kopf in den Wind. Lieblingslieder klingt nach Leichtigkeit, Leichtfüßigkeit und nach einem perfekten Tag ohne Ziel. Wer befürchtet, der Song verliere sich in Oberflächlichkeiten, der irrt. Die Band Strandlichter vereint hier auf unkonventionelle Weise schwerelose Klänge mit gewichtigem Text. Die Geschichte ist klar gezeichnet. Eine Beziehung, in der sich beide aus den Augen verlieren. Wege, die sich trennen und neue Freunde, die das Zurückfinden zur alten Form nicht erleichtern. Kennen wir uns eigentlich noch? Das Festhalten an Erinnerungen wird zum emotionalen Taschentuch – gemeinsame Lieblingslieder aus besseren Zeiten. Strandlichter sind eine Band aus dem beschaulichen Bautzen, Marke „handmade“. Von einer eigenen Band hatte jeder der fünf Jungs seit jeher geträumt. 2005 haben sie sich gefunden und erklommen Sprosse um Sprosse auf dem Weg zu ihrer Band. Von musikalischer Hintergrundbeschallung im Seniorenheim über Stadtfeste bin hin zu Wettbewerben erarbeiten sich Strandlichter einen Namen als Liveband, auch über die Grenzen von Sachsen hinaus. Sie spielten als Vorband für namenhafte deutsche Künstler oder auch ganz spontan auf dem Alexanderplatz in Berlin. Glanz und Euphoria. Die Geschichte von Strandlichter fängt so an, wie wohl viele Bandgeschichten irgendwann irgendwo mal anfangen. Durch das neugierige Stöbern im elterlichen Plattenschrank, die mehr schlecht als recht verfolgte musikalische Früherziehung, erste ungelenken Griffe auf der Klaviertastatur und am Gitarrenhals, das Aufschauen zum rockmusikhörenden Bruder. All das haben die fünf Jungs von Strandlichter erlebt - und so wie jeder der fünf Jungs aus dem ostsächsischen Bautzen erste musikalische Gehversuche unternimmt, träumt auch jeder von ihnen davon, irgendwann mal in einer Band zu spielen, auf den großen Bühnen zu stehen und bejubelt zu werden. Und die Band von der alle träumen, sind Sänger Jan, Schlagzeuger Friedi, Saxophonist Steve, Gitarrist Alex und Bassist Abbo ab 2005 dann auch - aber statt auf den großen Bühnen stehen die fünf am Wochenende in den Seniorenheimen der Umgebung und spielen mit ihrer Löffelmusik gegen redselige Rentnerinnen an, die trockenem Marmorkuchen kauen und dünnen Filterkaffee schlürfen. Moment, Löffelmusik? »So nennt man bei uns unaufdringliche Musik, die im Hintergrund läuft und zu der sich ungestört essen oder Geburtstag feiern lässt«, erklären die Jungs und lachen. Aber bald schon hat das Quintett genug von der Limitierung auf gut gespielte Hintergrundbeschallung. Aus dem Repertoire an musikalischen Standards entwickeln sich erste eigene Songs, mit denen sie unter dem Namen Café Jazz einen Bandwettbewerb nach dem anderen spielen, machen 2006 den zweiten Platz beim BEAT-Wettbewerb und fahren ein Jahr später den Sieg ein, ehe sie 2008 den Local Heros-Preis mit nach Hause nehmen. 2009 geht es das erste Mal ins große Studio, wo das Album »Viel mehr« entsteht. Darauf zu hören: deutsche Pop-Songs, die gleichermaßen raffiniert, verspielt und leichtfertig daherkommen. Die Band tauscht die Löffel- endgültig gegen Live-Musik und spielt erste Auftritte auf Dresdener Straßenfesten. »Weil das so gut geklappt hat, wollten wir es anschließend mal in Berlin versuchen«, erinnert sich Gitarrist Alex. »Schließlich gab es da noch eine ganze Menge mehr Leute, die man auf unsere Musik aufmerksam machen konnte.« Die Fünf fahren nach Berlin, laden direkt auf dem Alexanderplatz ihr Equipment aus und spielen statt einem dezenten Akustikset mit Strom aus den umliegenden Geschäften gleich einen Auftritt mit bis zum Anschlag aufgedrehter Anlage. »So laut wie wir waren, war immer auch der Anschiss den wir im Anschluss an die Gigs bekommen haben«, erinnert sich Schlagzeuger Friedi. In den Monaten darauf spielt die Band immer wieder in Berlin und Umgebung und sorgt mit ihren lautstarken Spontankonzerten für Aufmerksamkeit. 2011 nimmt die Band während ihres Konzertes beim Dresdener Elbhangfest am Körnerplatz ihre erste Live-DVD auf, gewinnt außerdem den bundesweiten Emergenza-Wettbewerb und veröffentlicht 2012 mit »achtzehndreißig« ihr zweites Album. Mit dem im Gepäck spielen sie als Support für Silbermond vor 7000 Leuten in der Dresdener Messehalle und auf dem ungarischen Sziget-Festival und gehen als Vorband von Gregor Meyle oder Tiemo Hauer auf Tour durch ganz Deutschland. »Das war hilfreich für uns, weil wir uns so auch Fans in den anderen Teilen von Deutschland erspielen konnten«, blickt Alex gemeinsam mit den anderen auf über 400 Live-Auftritte zurück, die man der Band durchaus anmerkt. Denn bei den Jungs hat sich zwar Routine aber keine Müdigkeit eingestellt. Im Gegenteil: Wer die fünf live erlebt, sieht da eine Band, die das Spiel mit ihrem Publikum beherrscht und jeden von der ersten bis zur letzten Reihe mitreißt – egal ob Kellerclub, Open-Air-Bühne oder euphorische Schulklassen in Indien und Pakistan, vor denen die Band im Sommer 2014 auf Einladung des Goethe-Institutes neun Auftritte spielte. Als nächstes steht die »Lieblingslieder«-EP der Band, die auch die musikalische Weiterentwicklung der Band verdeutlicht. »Jeder von uns fünf hat unterschiedliche Einflüsse und die finden sich mal mehr und mal weniger in der Musik wieder«, erklärt Abbo. In der Tat findet sich auf der EP eine musikalische Bandbreite, die überrascht. Elektrisches und Akustisches, Schnelles und Langsames, Gutgelauntes und Trauriges – scheinbare Gegensätze, musikalisch und textlich vereint. Und so finden sich unter den fünf Songs die mit subtilem Pathos versehene Ballade »Wie weit«, aber genauso eben auch lupenreiner Mitsing-Pop im Titeltrack »Lieblingslieder« oder Reinform-Indierock mit pfeilschnellen Gitarren-Akkorden und tanzbarem Takt »Ich laufe«. Einfach Musik, zu der sich ganz wunderbar Lachen, Weinen, Tanzen und Zuhören lässt. Lieblingslieder eben.
Links:
www.facebook.com/bandmateo
www.strandlichter.com