Schreng Schreng & La La
Schreng Schreng & La La
Kennt Ihr jemanden in der Musikbranche, der 2020 als sein schönstes Jahr gefeiert hat? So insgesamt, mit allem? Nein? Wir auch nicht. Wenn Schreng Schreng & La La in ihrer Selbstanalyse schreiben „2020 war ein Scheißjahr“ können wir erst einmal nur nicken. Und dennoch blicken wir jetzt in 2021auf Alben aus besagtem Scheißjahr, die die Welt braucht und die sie erträglicher machen. Eines davon heißt „Projekt 82“, ist der dritte Longplayer von Esel und Anwalt und erscheint am 26.03.2021auf Rookie Records. „Projekt 82 sollte politisch werden. Aber wer hat in diesem Jahr schon Bock auf Politik?“ fragen Lasse und Jörkk und verweisen auf ihre erste Single und den offenkundigen Politsong „Alukappenspacken“, mit dem nach ihrer Auffassung alles gesagt ist(„All die Idioten, die Kanake sagen/ All die Kanaillen, die gerne Kappen aus Alu tragen/ All die Dummen, die den Fremden erklären/ Dass hier kein Platz mehr ist und sie einfach ertrinken sollen“). Und doch erinnert Projekt 82 an einen alten Sponti-Spruch, der in der Pandemie häufiger rausgekramt wurde und wird: „Das Private ist politisch und das Politische ist privat.“ So erscheint das Album just in seinen persönlichen und häufig ungewohnt leisen, melancholischen Momenten nicht nur als private Nabelschau. Und vielleicht ist es gerade die Schonungslosigkeit, mit der Sänger Jörkk seine Schwächen offen legt, die die Hörer*innen mitfühlen und sich selbst in Situationen wieder finden lassen: „Angestrengt davon wer und wie ich bin/ Und dass ich zuviel darüber weiß/ Und zu wissen, dass das ganze Wissen / mich nicht weiterbringt“ („Gesichtsmuskelzerrung“) Natürlich nicht zu vergessen, die bewährte und ausgeprägte Fähigkeit, lieber über sich selbst zu lachen als sich über andere lustig zu machen, wie in „Ernährungsberatung“: „Wenn Du mich warnst, dass ich bald verwese/ Dann lache ich bloß und denke bei mir/ Ich optimiere mich an Büffet und Tresen / das Trainieren überlasse ich Dir“. Dabei verlief der Entstehungsprozess den Umständen geschuldet ganz anders als bisher. Nach zwei seltenen Konzerten im Juli 2020 in Hamburg und Karlsruhe stand zwar die Entscheidung fest, dass genau jetzt die Zeit für Album Drei reif sei. Zwischen Düsseldorf und Hamburg war an einen gemeinsamen Studioaufenthalt angesichts permanent veränderter Rahmenbedingungen jedoch nicht zu denken. Nur 375 Sprachnachrichten später (man beachte den unterhaltsamen und teils schwerverständlichen titelgebenden Prolog) war das Album trotzdem im Kasten. Lasse nahm gemeinsam mit dem Produzenten des Vorgängeralbums „Echtholzstandby“ Kilian Bungert die Musik auf, die er zuvor übermüdet –seinem zweiten Baby sei verziehen–im stillen Kämmerlein geschrieben hatte. Jörkk traf sich mit Trixsi-Kollegen Kristian Kühli n dessen Hamburger Studio und schrieb an einem Abend sämtliche Texte für das Projekt 82, denen man die wochenlange unfreiwillige Isolation anhört. Dass er die Songs an diesem Abend auch noch komplett eingesungen hat, sei nur am Rande erwähnt.
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