Schattenweiss

Es bleibt das alte Spiel. Man startet als junger Mensch mit großen Träumen und wird schon bald von den Banalitäten des Alltags ausgebremst, hetzt von Termin zu Termin, buchstabiert das Leben in Zahlen, hat plötzlich keine Zeit mehr für Dinge, die einem mal wichtig waren. So ging es auch Herms Kruse und Achim Berg aus der Nähe von Kiel. Ihre große Jugendliebe zur Musik war mit den Jahren zum flachen Puls geworden. Statt Glücksgefühlen gab es Stress, statt Applaus antwortete das Leben mit diversen Krankheiten. Der Knoten platzte als die beiden Mitvierziger sich 2015 kennenlernten. Der gemeinsame Traum einer Musikerkarriere flammte wieder auf. Ein Lied ergab das nächste und schneller als gedacht, hatten die beiden ein ganzes Album produziert. Nachdem zwei Vorab-Singles bereits den Lokalfunk eroberten, veröffentlichen die beiden als Duo Schattenweiss dieser Tage ihr Debütalbum, das durchaus programmatisch "Zeit für eine neue Zeit" proklamiert. "Ich habe Achim Berg bei einem Internetradiosender getroffen, für den ich ab und an moderierte und für den er ein Jingle produziert hatte", erinnert sich Herms Kruse an das schicksalshafte Aufeinandertreffen der beiden. Berg hatte In seiner Freizeit schon viele Musikprojekte produziert, war jahrelang als Sänger auf der Bühne gestanden. Doch das war eine gefühlte Ewigkeit her. Schon länger hatte er davon geträumt, abends, wenn in seinem Friseurladen die Scheren schwiegen, nicht mehr nur in einen Kamm zu singen. Auch Kruse wollte nicht nur über Musik reden, sondern sie selbst machen. Ohne großen Masterplan ließen sie ihrer Inspiration einfach freien Lauf und beobachteten wie sich Geschichten aus dem Leben in Songs verwandelten. So wie die von der "Queen der Kleinstadt": poppig, ein wenig naiv, zwischen 80er Feeling und Schlager tangierend, dabei aber nie banal. Musik zwischen den Stühlen, die sich aber dann doch gerne mal auf einem Platz niederlassen. 16 Stücke, unter denen sich auch Kurzgeschichten, die Hipster würden es spoken word nennen, wiederfinden, für die sich der Hörer gerne auch mal etwas mehr Zeit nehmen darf. Ganz ohne Stress!

 

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