Pauls Jets

Jazzfeste sind schon merkwürdig. Es treffen sich dort wohlerzogene, gutangezogene Leute zu sündhaft teuren Eintrittspreisen, um sich ganz gepflegt die wahnsinnigsten Intervalle von namenhaften Jazz-Musiker*innen aus aller Welt anzuhören. Es geht um eine Musik, die eigentlich von Unterdrückung und dem daraus resultierenden Empowerment erzählt. Hier aber geht es zur Umbaupause erstmal entspannt an die Bar. Uns aber kann das hier in diesem kleinen Pressetext erstmal komplett egal sein, denn Pauls Jets aus Wien sind überhaupt keine Jazzband. Eher eine Art Rockband. Eine, die liebend gerne mit allen möglichen Spielarten und Genres herumexperimentiert. Von Postpunk zu Folksong. Vom Krautrock zum Shoegaze. Von Trap zum Schlager. Wenn Trap nicht eh längst der Schlager unserer Zeit geworden ist. Eine andere Frage. Wie auch immer: Die Jets sind schon auch Jazzfans. Und „Jazzfest“, der titelgebende Song, der sich mit seinen herrlich aufgeführten Klugscheißer-Dialogen zwischen Sänger und Gitarrist Paul Buschnegg und Keyboarder Kilian Hanappi sehr gut zwischen „0:30, gleiches Ambiente“ von den Goldenen Zitronen und dem „Hamburg“ der Lassie Singers entspinnt, macht sich am Ende also nicht über das Jazzfest und seine Besucher*innen, sondern eher über sich selbst lustig. Teil einer Szene unerträglicher Besserwisser*innen zu sein, die natürlich nur so lange unerträglich ist, bis man selbst Teil davon geworden ist. So wie es in allen anderen Szenen eigentlich auch der Fall ist. Ansonsten handelt das am 18.02.2022 beim Berliner Indie-Label Staatsakt erscheinende, von den Jets selbst produzierte Doppel-Album - vom häufigen Einsatz eines Saxofons, gespielt von Ferdinand Ehs einmal abgesehen - überhaupt nicht vom Jazz. Schon eher vom Fliegen, wenn es denn unbedingt so etwas wie einen roten Faden braucht. Es sind halt die Jets und Fliegen die beste Metapher: Um es also noch einmal auszusprechen: „Jazzfest“ handelt vom High sein. Vom Druffsein; vom Sommer und von der Liebe, von der Musik und von den Drogen. Vom kurzen Berauschtsein vom Glück. Bis zum Kater am Morgen. Vom schnöden Alltag in den Städten, der einem immer wieder als harter Landeplatz dient. Highs & Low: Die Jets kennen beide Seiten der Pille zum Glück. Und lassen sich in ihren Liedern vom Raben auf den Dächern erzählen, wie denn die Welt wohl von da oben ausschaut. Wenn man mal wieder unten ist. Tief unten. Ureigentlich aber geht es bei den Jets sowieso und vor allem immer nur um die Liebe. Und um die eigene Alltagsuntauglichkeit. So gesehen auch um eine gewisse Alltagsuntauglichkeit der Liebe. Sie erzählen also davon, wie schwer es ist, die Liebe aus dem Rausch der Nacht in seinen Alltag zu überführen. Wenn der Wecker schon wieder so elendig früh am Morgen läutet. Vom Blues bis zum nächsten Weekend. Nach dem x. Absturz zweifeln wir dann zwangsläufig auch an unserer eigenen Beziehungsfähigkeit. Und daran, ob wir überhaupt schon mal so etwas wie richtige Liebe gespürt haben. „So richtig in Love ist sie nie“, heißt es dann etwa. Schwer zu begreifen, wie die Jets es schaffen, selbst aus diesem traurigen Sachverhalt einen solchen herzerwärmenden Song zu machen. Dabei muss man Liebe hier nicht unbedingt und ausschließlich als eine romantische Liebe sehen. However, wer solch herzergreifende Songs wie die Jets schreiben kann, braucht ganz sicher kein Rickrolling, um seine Friends bei Laune zu halten. Auch wenn Bassistin und Sängerin Romy Jakovic das Touren mit ihrer Band eher wie eine lästige Therapie vorkommt, von der man dann am Ende auch wieder eine Therapie braucht. Trotzdem singen die Jets mit großer Überzeugungskraft von der Prophezeiung einer kommenden „Lazy Generation“, in der sogar die Maschinen blau machen können. Oder in bester Lee „Scratch“ Perry Manier einfach auch mal verspulte, dysfunktionale Dub-Effekte raushauen dürfen! Im großen Finale fliegen wir dann alle zusammen schwer berauscht in den Obstbaumwald. Der klingt mit Xavier Plus' teutonischen Schlagzeugpatterns ein wenig wie Can im Wunderland. Oder Louis Carroll im Vogelbrandrausch. Amon Düül werden hier wiedergeboren als Austro Düül 2. Wenn Sie verstehen, was wir meinen. Kurz: Dieses vor fantastischen Ideen übersprudelnde Album wirkt am Ende wie ein kunterbunter Kindergeburtstag mit den Flaming Lips. Wie ein selbst gemachtes White Album der Beatles! So als wäre Andreas Dorau bei der Gruppe Ja, Panik eingestiegen! Mehr Spielfreude, mehr Rausch, Psychedelic und Love mit so vielen herausragenden Songs werden sich jedenfalls in diesem Jahr kaum finden lassen! Aufgenommen wurde das Album wiederum mit und in den heiligen Hallen des Naked Lunch-Manns Herwig Zamernik alias Fuzzman. Außerdem sind die Jets überzeugte Eskapist*innen. Ekapismus im Sinne von Pop als Raum für Utopien, in dem Emotionen erklingen, für die der schnöde Mammon ansonsten nicht viel übrig hat. Das - vom häufigen Einsatz eines Saxofons, gespielt von Ferdinand Ehs einmal abgesehen - überhaupt nicht vom Jazz handelt. Schon eher vom Fliegen, wenn es denn unbedingt so etwas wie einen roten Faden braucht. Es sind halt die Jets und Fliegen die beste Metapher: Um es also noch einmal auszusprechen: „Jazzfest“ handelt vom High sein. Vom Druffsein; vom Sommer und von der Liebe, von der Musik und von den Drogen. Vom kurzen Berauschtsein vom Glück. Bis zum Kater am Morgen. Vom schnöden Alltag in den Städten, der einem immer wieder als harter Landeplatz dient. Highs & Low: Die Jets kennen beide Seiten der Pille zum Glück. Und lassen sich in ihren Liedern vom Raben auf den Dächern erzählen, wie denn die Welt wohl von da oben ausschaut. Wenn man mal wieder unten ist. Tief unten. Ureigentlich aber geht es bei den Jets sowieso und vor allem immer nur um die Liebe. Und um die eigene Alltagsuntauglichkeit. So gesehen auch um eine gewisse Alltagsuntauglichkeit der Liebe. Sie erzählen also davon, wie schwer es ist, die Liebe aus dem Rausch der Nacht in seinen Alltag zu überführen. Wenn der Wecker schon wieder so elendig früh am Morgen läutet. Vom Blues bis zum nächsten Weekend. Nach dem x. Absturz zweifeln wir dann zwangsläufig auch an unserer eigenen Beziehungsfähigkeit. Und daran, ob wir überhaupt schon mal so etwas wie richtige Liebe gespürt haben. „So richtig in Love ist sie nie“, heißt es dann etwa. Schwer zu begreifen, wie die Jets es schaffen, selbst aus diesem traurigen Sachverhalt einen solchen herzerwärmenden Song zu machen. Dabei muss man Liebe hier nicht unbedingt und ausschließlich als eine romantische Liebe sehen.

 

 

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