Ottolien

Am 10.11.2023 erscheint mit Wir tun uns so gut weh’ das lang ertwatete Debütalbum des Indie Pop Duos ‘Ottolien’. Ein Album, das nicht nur vielversprechend bleibt, sondern seine Versprechen einlöst. Ein Album, das aufmischt, weh tut, gut tut und Haltung zeigt. Ein Album, das mit dem Boxhandschuh auf dein Herz eindrischt, bis es wieder am rechten Fleck sitzt. „Schrei mich an, nimm mich in den Arm.“ Das Hannoveraner Indie-Pop Duo OTTOLIEN veröffentlicht mit „Wir tun uns so gut weh“ ihr Debütalbum. Wie der ambivalente Titel schon sagt, begeben sich die Brüder schonungslos in ihre Beziehung zueinander. Dieses ständige Hadern zwischen gegenseitiger Liebe und Verletzung zieht sich wie eine Achse durch das Album. Gleich im titelgebenden Opener geht es um die Beziehung der Brüder Leonard und Jonas zueinander: „Schrei mich an, nimm mich in den Arm.“ „Kleinstadt“ nimmt die Hörer*innen mit zu einer abendlichen Stadtführung durch graue Provinz-Fassaden und fragt: „Guten Abend Kleinstadt. Was hast du heute vor?“ Bleibt hier die Zeit stehen? OTTOLIEN zeigen sich selbstkritisch und bezeichnen sich als „junger weißer Männergesangsverein“. Da kommt ein Ausflug in die “Toskana” eigentlich recht, der sich jedoch auch nur als letzter Versuch einer schon gescheiterten Beziehung entpuppt. Klassische Liebeslieder schaffen es mit „Gegenüberliegen“ und „Bin ich schon?“ auch auf das Album und brechen mit der Ambivalenz. Auch hier hauen die beiden eine Signature-Zeile nach der anderen raus: „Kauf mir ein Kaktuseis und beiß die Spitze ab - Prickeln in meinem Mund, 1000/4-Takt.“ Wortspiele, Easter-Eggs & politische Haltung OTTOLIEN-Texte sind ein Haufen an popkulturellen Referenzen, ausgeklügelten Wortspielen und Easter-Eggs, die es schaffen hooky und nachvollziehbar zu bleiben. Anders als in den beiden ersten EPs „Zwei Sekunden Pause“ und „Gezeitenland“ wird das Duo auf „Wir tun uns so gut weh“ politischer. Mit „Querfeldein“ gelingt den beiden ein Stimmungsbild ihrer Generation, die vor Querverweisen nur so trotzt und auf einem Meme basiert: „Können wir bitte gehen? - Wohin? - Weg“. Den Schlag in die Magengrube versetzt „Das Wort“ (vorerst nur auf der Vinyl zu hören). Hier beschreiben OTTOLIEN den schleichenden Prozess von menschenfeindlicher Aussagen hin zu rechter Gewalt. Am Ende zitieren sie „Nur ein Wort“ von WIR SIND HELDEN, um den Kloß im Hals endgültig entstehen zu lassen: „Spannen die Schnüre und staunen stumm, bis nachts die nächste tot umfällt.“ „Feelings“ fordert Offenheit und das Ende toxischer Männlichkeit auf dem Bolzplatz. Für dieses musikalisch al Grönemeyers „Männer“ erinnerndes Arpeggio-Gitarren-Brett sind die Kicker Dibs aus Berlin mit auf dem Platz. Das zweite Feature des Albums bildet SIGGI: „Fenster auf Kipp“ fühlt sich wie ein verheißungsvoller Luftzug durch das gekippte Fenster an: „Kann es sein, dass es bleibt wie es ist?.“ Wenn man das Songwriting der OTTOLIEN-Brüder erklären müsste, wäre “Dr. Bibber” wohl das beste Demonstations-Material. Der Song thematisiert Panikattaken und umschifft es gekonnt die eigene Mutter direkt anzusprechen. Dafür wird das lyrische Du liebevoll „Dr. Bibber“ getauft. Wenn nichts mehr geht, dann klauen OTTOLIEN das Beste vom Salatbuffet in der Mutter-Kind-Kurklinik und treten dir die Laternen wieder an. Das ist dann wohl Liebe. Der titelgebende Opener „Wir tun uns so gut weh“ wird von jeweils zwei Songs weitergeführt. Leonards „Ich tu mir so gut weh“ klingt wie eine zum Lied gewordene Antwort auf ein „Wie geht es dir gerade?“. Passend dazu hört man die Luft und die Aufnahme klingt nach One-Take-Sprachmemo. Jonas Ottolien schließt mit „Wieder Hier“ das Album mit einem Rap-Monolog über Retro-Samples, zeigt sich schonungslos offen mit Schimmel in der Kaffee-Tasse bis am Ende der Albumtitel verhallt angedeutet aus dem zugemüllten WG-Zimmer ins Nichts verschwindet. OTTOLIEN haben ein brachial gefühlvoll getextetes Album geschaffen und komplett selbst produziert. Sie nehmen die Hörer*innen mit auf in ihre Family, dessen musikalischer Stammbaum aus DIE TOTEN HOSEN, WIR SIND HELDEN und MAECKES bestehen müsste. „WIR TUN UNS SO GUT WEH“ ist ein Album, das nicht nur vielversprechend bleibt, sondern seine Versprechen einlöst. Ein Album, das aufmischt, weh tut, gut tut und Haltung zeigt. Ein Album, das mit dem Boxhandschuh auf dein Herz eindrischt, bis es wieder am rechten Fleck sitzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

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