Neufundland
Neufundland
Nie zuvor klang die Köln-Berlin-Connection NEUFUNDLAND schnörkelloser und angriffslustiger als auf ihrem dritten Album "GRIND", das am 02.12.22 über Unter Schafen Records/Zebralution erscheint. "GRIND" - Das bedeutet einerseits "zermahlen", "zerbröseln", aber gleichzeitig auch "schuften", und "machen" als gäb' es kein Morgen. Es gibt wenig Worte, die besser beschreiben, wie sich die vergangenen zwei Jahre angefühlt haben, gerade als Teil der Musik- und Kreativindustrie. Die Pandemie war sowohl auf einer gesellschaftspolitischen Ebene für Musiker*innen eine Zeit der Zermahlung und der hohen Belastung. Auch die Belastung auf persönlich-emotionaler Eben war extrem. Die Mitglieder von NEUFUNDLAND, die neben ihrer Arbeit als Musiker auch in kreativen Berufen ihr Geld verdienen, waren gleich mehrfach von diesen Umwerfungen betroffen. Ein Umstand, der in den neuen, oft wütenden, manchmal resignierten, aber selten hoffnungslosen Songs von "GRIND" hörbar wird. "Wir verstehen die Platte in gewisser Hinsicht als Kommentar, es soll nicht als Konzeptalbum wahrgenommen werden", so die Band. "Auch wenn es eine politische Komponente auf dem Album gibt, ist dieses Album trotz aller Umstände vielleicht doch das bisher persönlichste, das wir gemacht haben. Es handelt von Trennungen, Zweifeln, Einsamkeit, und der zunehmenden Entkopplung vom Leben." Auch musikalisch stellt "GRIND" eine gewisse Wende dar: Nach dem Ausstieg von Matthias Lüken aus der Band, der vor allem für Synthesizer und Klavier verantwortlich war, fanden NEUFUNDLAND zu einer neuen Geradlinigkeit, die die E-Gitarre mehr denn je in den Fokus stellte: "Diese Einfachheit gefällt uns sehr gut. Wir haben sehr darauf geachtet, als Quartett zu funktionieren. Wir waren immer eine verkopfte Band, und wir wollten eine Vereinfachung." Zwischen DIIV, Fontaines D.C. und der Hamburger Schule haben die übrig gebliebenen Mitglieder Fabian Langer, Fabian Mohn, Robin Lussu und Niklas Stade so eine verschlankten, mitreißenden Sound für "GRIND" gefunden. In Form gebracht haben ihn die Produzenten David Maria Trapp, der als Livemischer der Band auch für die Aufnahmen verantwortlich war, sowie Joe Joaquin im Mix. Der Song "Streiflicht" ist eine aufwühlende Auseinandersetzung mit der Vereinzelung und Vereinsamung des Menschen durch stetig wachsenden Individualisierungs- und Optimierungsdruck. "Die Vereinzelung hatte gerade erst begonnen" ist hier die alarmierende Warnung. Menschen werden zu Streiflichtern, tatsächliche Begegnungen werden immer seltener. "Kein Scherz" handelt von überraschenden Wendungen und emotionalen Tiefschlägen in die Magengrube: "Kein Scherz, das Leben meint es ernst" heißt es da im Refrain. In eine ähnliche Kerbe schlägt das umwerfende "Jeder Liebe ihre Zeit" - Was passiert, wenn die Liebe auf einmal abhanden kommt? Ode gibt es Liebe wirklich immer nur auf Zeit? Blumigen Optimismus sucht man bei NEUFUNDLAND also weiterhin meist vergeblich. Das post-punkige "Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin" ist vom deutsch-jüdischen DDR-Autor Thomas Brasch inspiriert und zitiert sein Gedicht "Was ich habe, will ich nicht verlieren" von 1977. Weniger kryptisch, zackiger, lebendiger ist "GRIND" im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben - Ein Album wie die Flasche Weißwein, auf die man sich die ganze Woche freut. Praktisch, dass es zum Album auch eigene NEUFUNDLAND-Weine gibt, "GRIND" kann man mit limitiertem Neufundland-Riesling und Scheurebe Weißweinen bestellen. Das Vinyl ist streng limitiert auf 500 Stück, auf farbigem Vinyl (Orange & violett marbled) im Klappcover.
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