Mola
Mola
Dass MOLA eine Grenzpendlerin ist, weiß sie selbst am besten - daraus hat sie auch nie ein Geheimnis gemacht. Vielleicht war es Schicksal, dass der Lauf der Dinge sie kurz nach ihrer Geburt im italienischen Erba in der strengsten Metropole Deutschlands ausgesetzt hat. In München, wo sich frei Fliegen und frei Fallen ein bisschen komplizierter darstellen als im Sündenpfuhl Berlin, in den man Isabella Streifeneder und ihre Musik ganz selbstverständlich verorten würde, wenn man es nicht besser wüsste. Im Teenagealter beginnt sie eigene Songs zu schreiben. Bis diese klingen, wie sie sich das vorstellt, zieht allerdings noch eine satte Dekade ins Land. MOLA studiert Jazzgesang, hört sich quer durch den Plattenladen, schart Funk- und Soul-Musiker*innen um sich, verwirft alles, startet ein neues Bandprojekt, klimpert, kritzelt und zerknüllt, kellnert, kellnert, kellnert und kellnert - »nur Spießer mögen’s leicht«. So geht das ein paar Jahre. Als MOLA 2017 beginnt, mit Produzent Markus Sebastian Harbauer zu arbeiten, scheint endlich ein Knoten zu platzen. Isabella findet peu à peu zu ihrer Stimme, die in unverblümt-kratziger Konfektion endlich eine Symbiose mit ihrem Schreibstil ergibt. Die Songs klingen nun wie die Geschichten, die sie erzählen: ziemlich schroff und rotzig, dabei immer ein bisschen marode und verlottert und trotzdem ultraromantisch, symphonisch, inbrünstig und groß. Als MOLA im Zuge der EP »Psychogirl« und dem darauf erschienene Feature mit Majan für eine breitere Öffentlichkeit als Newcomerin wahrnehmbar wird, ist sie das genau genommen lange nicht mehr. Während der Corona-Lockdowns igeln sich Isabella und Markus im Studio ein, sichern sich Gastparts von Roy Bianco & den Abbrunzati Boys, Haiyti und Fatoni und schrauben am ersten Großprojekt. Das Debütalbum »Schnee im Sommer« definiert aus, was bis dato progressive Vision im Schwebezustand war: unkonventionelle Popmusik, die die Nonchalance großer Soul-Hymnen, die Anmut des Italo Disco der Achtziger und die Ungeniertheit lasziver HipHop-Banger bündelt, statt auf Krampf modern klingen zu wollen. Der perfektionistische Schein hat immer einen Haken, wird fortlaufend von Tragik, Drama und aufgeschürften Knien getrübt. Die Performance riecht immer ein bisschen zu sehr nach Subkultur, um unbemerkt als Mainstream-Edelkitsch durchzugehen, ist in ihrer Essenz immer mehr Antithese als Hollywood-Brimborium. MOLA zelebriert die Niederlage, entlarvt Lebenslügen, moniert das Erwachsensein, dokumentiert radikale Stimmungsschwankungen. Sie balanciert im Ballkleid am Abgrund entlang, macht Scherze, worüber man keine Scherze macht, preist und verflucht den Rausch und die Liebe »Vino Bianco schmeckt nicht mehr nach Dolce Vita, er schmeckt nur noch nach Verlieren«. Eine ausverkaufte Release-Show im Münchener Ampere ist der Startschuss einer wilden Reise, die MOLA mit »Schnee im Sommer« erleben wird. 2021 gewinnt sie den Panikpreis der Udo Lindenberg Stiftung. Während sie namenhafte Festivals wie Lollapalooza, Rocco del Schlacco oder Rocken am Brocken abreißt, rotieren ihre Songs im Radio. MOLA veröffentlicht Stücke mit Künstler*innen wie OEHL und Bibiza, „viertelnachvier“ wird Platz eins der FM4 Charts, wird mehrmals beim Preis für Popkultur nominiert und spielt mit ihrer Band allein im Laufe des Kalenderjahres 2022 neunundfünfzig Shows. Parallel zu ihrer außergewöhnlich dynamischen Live Show, die im April auch endlich auf eigener Tour in Berlin, Hamburg und Köln zu sehen sein wird, arbeitet sie seit Dezember 2021 mit Markus Sebastian Harbauer an der verflixten zweiten Platte, die im Sommer 2023 das Licht der Welt erblicken soll.
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