MELE
MELE
MELE schreibt Texte, die klingen wie irgendwo aufgeschnappt zwischen alkoholgeschwängerten WG-Party-Gesprächen, nächtlichen Eskapaden in den Straßen der Großstadt und tagebuchartigen Gedankensplittern, in denen man auch seine intimsten Sorgen und Sehnsüchte nicht verstecken muss. Dazu singt sie mit einer Stimme, die klangvoll und angenehm unaufgeregt ist, lässig und seltsam mühelos – eben so, wie ein Gegenüber sprechen würde, mit dem man sich gerade unterhält. Denn exakt so fühlen sich ihre Songs an: Sie werden einem nicht vorgesetzt, sondern holen einen da ab, wo man gerade steht. Mit Lyrics, die ebenso lebensnah wie humorvoll sind, extrem lässig und doch nie abgehoben, geradeheraus und dabei immer mit einer guten Portion Selbstironie, gelingt es MELE, den Zeitgeist einzufangen, dieses flüchtige Ding. Das gilt auch für die Produktionen: Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Leftfield- und Deutschpop, zwischen clubbig-elektronischen Einflüssen wie UK-Garade und Tech-House und Singer-Songwriter-Momenten mit sehnsuchtsvoll hallenden Gitarren sanft getupften Pianos, und geprägt von einem klaren Faible für Rap, entfalten ihre Tracks praktisch sofort Suchtpotenzial. Die thematische Bandbreite des Albums reicht von Selbstzweifeln über das bisher Erreichte und einem daraus resultierenden trotzigen Befreiungsschlag („Alle schauen“) bis hin zu Reflexionen über eine ehemals enge Freundin, die sich zu sehr von Statussymbolen blenden lässt („Rolex Daytona“). Wollte man aber ein zentrales Thema von „Nichts macht Sinn“ ausmachen, dann wäre es ganz klar die Liebe. In der neuen Single “Ich bin Single”, von MELE souverän als „techno-schlager-banger“ tituliert (einfach, weil sie es kann), geht sie der Frage nach, wieso sie zwar jede Menge Freunde hat – aber keinen Freund. „Niemand neben mir im Bett / Und das find ich scheiße / War jetzt lang genug alleine“, stellt sie fest. Klar: Gibt schon Typen, die sie wollen, aber die „sind zu billig“. Dabei hat MELE einiges zu bieten: „Zum Beispiel diesen Beat“. Cool, MELE. Sonst noch was? „Ich fliege nach Paris / Und ich miete eine Suite“. Now we’re talking! Und tatsächlich: kurz sieht es gut aus. Aber dann ist er doch wieder nach einer Nacht weg. Und MELE steht am Ende wieder allein in der Disco. Mit diesem Beat, der mit „techno-schlager-banger“ tatsächlich ziemlich gut beschrieben ist. Doch nicht immer läuft es so ernüchternd: In „Speedbumps (ganz normal)“ wird die morgendliche Fahrt zur Arbeit zu einer knisternden Spritztour zu zweit (als Feature-Gast wirkt Cany75 von der Hip-Hop-Crew OTPendia mit), im schwerelos-sommerlichen Titeltrack „Nichts macht Sinn“ cruist sie der Rückbank eines Cabriolets durch die City, neben sich den Boy, den sie schon seit einer ganzen Weile ganz schön pretty findet, in „Liebe meines Lebens“ ist MELE frisch verliebt in einen Typen, den sie eigentlich erst seit ein paar Tagen kennt – und wagt es doch schon, von einem ganzen gemeinsamen Leben zu träumen, und „Baise l’amour“ ist ein Musik gewordener Booty Call im Gewand eines launigen 90s-House-Bangers. Dann gibt es aber auch die Momente, in denen MELE das Gefühl hat, vor Liebeskummer „in tausend Teile“ zu zerbrechen („Balla balla“), Songs über Dating-Müdigkeit und an Ex-Typen verbrannte Finger, „ich weiß, was ich will, level up, ich hab nur noch neue Standards“ („Neue Standards“), die Chronologie einer gescheiterten Beziehung („Der Blick / Dein Herz ist zu“) oder das Ringen darum, in einer kriselnden Situation die richtigen Worte zwischen schmerzhafter Wahrheit und gesichtswahrender Diplomatie zu finden („Nicht so wichtig“). Wie gesagt: Es sind Themen, die man so oder ähnlich auch auf einer WG-Party aufschnappen könnte. Nur gehen sie dann eben nicht so verdammt gut ins Ohr.
Links:
www.facebook.com/melemusik
www.instagram.com/melelelelelelele
www.mele-musik.de