Klez.e
Klez.e
Schwelgend in Erinnerungen flanieren "Mr Dead & Mrs Free“ im gleichnamigen Stück durch Orte und Erinnerungen, träumen sich zurück in alte Doppelstock-Busse und S-Bahnzüge, deren Türen noch während der Fahrt eigenhändig zu öffnen waren. „Mr Dead & Mrs Free“ sind dabei nicht nur die Namen der Protagonist*innen des Stücks, zugleich ist es der Name einer der besten, leider längst geschlossenen Berliner Schallplattenläden: So vermischen sich eine himmelstürmende Liebe mit Erinnerungen an eine Zeit, in der alles leicht schien; ein retrospektiv fast unwirklicher Blick auf eine untergegangene Welt, eine Welt „ohne den Glamour und die Lügen“, die heute nur noch in ihren Leerstellen oder eben als Erinnerung vorhanden ist. Passend, dass sich die Band im das Stück begleitenden Video (erscheint eine Woche später, am 16.02.) durch eine Geisterbahn schleppt. Umso schöner, dass uns „Mr Dead & Mrs Free“ nicht spukhaft heimsucht, sondern traurig-schön in den Arm nimmt - und Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft in dem Satz „Ich will nur Dich“ vereint. Sagt Jan Müller: „Klez.e sind zurück! Im Jahr 2016 überraschten sie mit „Desintegration“. Das war eine Überdosis The Cure, die ganz toll war. Nun sind sie mit ihrem neuen Album ‚Erregung‘ wieder bei sich selbst angekommen. Der autobiographische Titeltrack ist ein bewegendes Zeugnis davon, wie Außenseitertum Menschen wie uns in die Liebe zur Musik treibt. In "Tortur" singt Tobias Siebert: ‚Wir sind wie die Welt nicht mehr zu retten / Meine Lippen auf Deinen‘. Der Blick von Klez.e auf die Welt ist romantisch, tieftraurig und politisch. In der Musik liegt Schmerz, aber auch Wut auf die Umstände, in denen wir gefangen sind. Ich empfehle euch, tief in ihren Songs zu versinken!“ Anders gesagt: In stürmischen Zeiten braucht man manchmal irgendwen oder irgendwas zum Anlehnen. Zum Beispiel einen Sound, der einem vertraut ist. Aus der Kindheit oder Jugend. Der aber so zeitgemäß ist, dass nichts Verstaubtes an ihm haftet. In stürmischen Zeiten braucht man manchmal was zum Nachdenken, das über die Frage hinausgeht, wo man den nächsten Kaffee trinken, das nächste Konzert erleben oder den anstehenden Urlaub verbringen möchte. Für die, die sich noch länger als eine digitale Story lang konzentrieren können, bieten sich Bücher an. Für die, die gut zuhören können, auch Songtexte. Und die dürfen gerne das aktuelle Geschehen aufgreifen. Aber sie müssen einem nicht zwingend mit belehrendem Zeigefinger kommen, für den sich irgendwer eventuell nicht mal vom eigenen Schreibtisch oder Sofa wegbewegt hat, um der Welt da draußen zu erklären, was zu tun ist und was zu lassen, sobald irgendetwas passiert. Und es passiert ja immer irgendetwas, und deswegen kommt das neue Album der Band Klez.e genau richtig. Sänger und Gitarrist Tobias Siebert und seine beiden Bandkollegen Daniel Moheit und Filip Pampuch haben mehr als einmal alte Alben von The Cure gehört, das wurde schon beim Vorgängeralbum „Desintegration“ deutlich. Und wenn es der Meister, Robert Smith, nicht hinbekommt, dann bringen eben legitime Erben die Musik zu den Menschen. Während viele andere Bands, die aktuell New Wave oder Post Punk spielen, gut aber bemüht klingen, wirkt die Musik bei Klez.e leichtfüßig gespielt und dennoch mit enormer Dringlichkeit aufgeladen. Sie klingt mächtig und selbstbewusst, dabei wärmend und umarmend – und sie erscheint nun auf einem neuen Album, das den ambivalenten Titel „Erregung“ trägt.
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