Juli Gilde

Wenn Mk.Gee auf Wolfgang Herrndorf trifft, schwungvoll atmosphärische Klänge auf prosaische, unbeschönigte Texte und dann auch noch ein Hauch von Boygenius` wunderbarer Unkonventionalität hinzukommt, landet man bei “Ein Lada steht im Parkverbot”, der neuen Single von Juli Gilde. Da liegt ein toter Mensch im Gras am Hohenzollernkanal, ein Autor, der 2013 Suizid beging, nachdem er Jahre lang mit der Diagnose “Hirntumor” leben musste. Etwas sehr Besonderes hängt an dem letzten Buch, dass Herrndorf der Nachwelt hinterlassen hat: Eigentlich war “Arbeit und Struktur” ein Blog, in dem er für Freunde und Bekannte sein Leben mit der Krankheit und dem Wissen um dessen baldiges Ende dokumentierte. “Manchmal schwer zu schlucken, diese Zeilen und auf der anderen Seite habe ich kaum ein Werk gelesen, dass mir die Freude des Erschaffens, der Kreativität, mehr offenbarte, als dieses.“ sagt Juli Gilde über „Arbeit und Struktur“. Denn als Ziel nach seiner terminalen Diagnose setzte sich Herrndorf noch mindestens ein Buch zu schreiben, egal, wie lange er noch hätte (am Ende waren es dreieinhalb Jahre und fast vier Bücher). „Beim Lesen musste ich unweigerlich daran denken, was ich in einer solchen Situation machen würde. Und kam zum Schluss: Musik machen, noch ein letztes Album schreiben. Es ist das, was ich am liebsten mache und am besten kann.” Julis Song handelt ein bisschen von Herrndorf selbst, aber auch von der Allgegenwärtigkeit des Todes, der gesamte Chorus ist ein Zitat aus Herrendorfs erfolgreichstem Roman “Tschick”, mit der Schlusszeile “Ein Lada steht im Parkverbot/ in hundert Jahren sind wir tot”. Wunderbar produziert und geschrieben von Jens Eckhoff aka Jean-Michel Tourette (WIR SIND HELDEN), Chris Trumpf und natürlich der Künstlerin selbst. Wie eine Welle aus schwüler Sommer-See- Luft, erwartet das Intro die Hörer:innen und nimmt sie mit in eine Welt, die sowohl der Leere nacheinem großen Verlust, als auch der Euphorie des Seins in Form von Farben, Gerüchen und Lautstärke Raum gibt. Ein Lied, dass das Lebendigsein und das was danach kommt, gleichermaßen feiert.

 

 

 

 

 

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