Iske
Iske
„Es ist das Herz“ – Das hört der Mediziner nicht nur regelmäßig, so hat er auch sein neues Album genannt. iske, Hausarzt und Singer/Songwriter aus Eutin, legt nach seinem frühen Spätwerk „Nackig unterm Mond“ (2022) nun mit „Es ist das Herz“ (Anfang 2024) erneut eine Sammlung tiefgründiger Stücke vor, die seine eigene Lebensgeschichte mit Praxiserfahrungen vereint. Seit 25 Jahren führt iske ein Doppelleben: Tagsüber begeisterter Internist, abends schlüpft er dann unters Liedermacher-Cape und macht nicht nur Musik für Patientinnen und Patienten. War „Nackig unterm Mond“, sein Erstling als Solokünstler, immerhin rasch auf den Shortlists für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik sowie der „Liederbestenliste‘“, generierte es eine ganze Reihe begeisterter Presseechos und bewährte sich live als Album-Konzertpaket, kommt das aktuelle Werk sozusagen auf dieser Welle in die Welt. Musikalisch so vielseitig wie sein Vorgängeralbum, nur noch persönlicher und berührender. „Maria Elisabeth Bellingen“ dreht sich um seine Mutter, ihr Verschwinden in der Demenz- und die Erkenntnis, dass es manchmal zu spät sein kann, nachzufragen. Bei einem anderen Song gelingt es dem 64-jährigen, ein persönliches Erleben zur therapeutischen Blaupause auch für Mitmenschen umzuarbeiten. In „Beschenkt und beschädigt“ besingt er den Vater und die Möglichkeit einer späten Versöhnung. Fast karibisch ist der Kultsong „Wir kommen aus dem Garten“, den iske 2016 für die Landesgartenschau geschrieben hat und der natürlich nicht fehlen darf. Es ist aber auch einiges Schweres auf dieser Platte, „Alf“ verabschiedet sich von einem in der Pandemie einsam gestorbenen Freund, aber es hüpft auch Vieles wie in „Wunder“. Es wird sehnsuchtsvoll erinnert von einer spät Erwachenden in „Memory Mist“ mit der Bitte „Spiel mir das Lied von der besseren Welt, erzähl mir von Zuhaus“ und dann wird noch einiges versprochen („Du hast ein bisschen Recht“). „Freund“ ist geradezu zu einer Country-Hymne über das Geschenk der langjährigen Freundschaft geraten und der Titelsong „Es ist das Herz“ klingt wie dankbarer Jubel über die stete stille Arbeit dieses Wundermuskels in Körper, Kunst und Liebe. Und geradezu schön hässlich, mit fast Wiener Schmäh, zerlegt „Finde sieben Fehler“ die besonders netzständige Kultur der Schadenfreude, Missgunst und Boshaftigkeit in der Bewertung und Beurteilung vor allem verletzbarer oder schwächerer Mitmenschen. Da passt es dann auch, dass die erste veröffentlichte Single mit „Ich bin hier“ betitelt – lange, bevor eine Website sich so nannte, die sich mit Hassfolgen im Netz auseinandersetzt und Hilfe bietet und auch lange bevor Selensky Tage nach Kriegsausspruch sein trotzmutiges Wort in die Weltkameras sprach: „Ya tut“ (dt.: ich bin hier) – entstand. Und natürlich wird auch gefeiert. Insgesamt wirkt dieses Album – mit elf Songs an der Zahl plus einem schwedischen Bonustrack – noch intimer, noch reifer, zeugt noch deutlicher von der künstlerischen Alchemie und Kooperationsfreude zwischen iske und seinem Produzenten Mark Smith, der sich nach Jahrzehnten erfolgreicher Pop-Produktion auf diesem Neuland der Liedermacherei mit selbstverständlicher Eleganz betätigt. Man merkt es beiden an: Es ist das Herz.
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