Immi

Wie soll man Lieben, wenn um einen die Welt brennt? Wenn das Feuer in den Augen erloschen, die Empathie im Herzen gestorben, Gefühle anhaltend betäubt sind? Wenn sich die eigene innere Leere, diese diffuse Einsamkeit, auf die Partnerin überträgt und man selbst das nicht verhindern kann? IMMI ist gefangen in jenem Teufelskreis — er hat seine Lage bis ins Detail analysiert, auch verstanden, und findet dennoch keinen Ausweg aus der emotionalen Sackgasse. »Licht brennt«, die neue Single des Berliner Straßenpoets, fühlt sich an wie das Extrakt eines krisendurchsetzten Tagebuchs — intim, bildhaft, erschütternd. Anders als die meisten von Männern geschriebenen Liebesdramen, kommt »Licht brennt« ohne jedwede Schuldzuweisung aus — statt seine Verflossene herabzuwürdigen, sucht IMMI Fehler lieber bei sich selbst. Er wirkt ernsthaft angefasst, wenn er die tränenreichen vergangenen Monate Revue passieren lässt: »nichts lief wie gewollt, du hast gegeben, ich hab’ genommen«. »Licht brennt« ist also durchaus als Schuldgeständnis zu lesen — und doch kann man IMMI sein Versagen kaum übel nehmen. Schließlich steckt er selbst in traumatischen Erinnerungen fest, ist mehr instinktiv viel zu oft dem Ruf der Straße gefolgt, die ihn erzogen und immer wieder entkräftet hat. Am Ende etlicher Tänze mit dem Teufel, Selbstzweifel und selbstzerstörerischen Ausfällen steht ein letztes Goodbye: »wir war’n echt, aber zur falschen Zeit«. IMMIs Stimmperformance matcht über den gesamten Songverlauf hinweg perfekt mit der Textebene, pendelt zwischen zartfühlenden und wütenden Episoden hin und her. IMMI schreit und zittert, macht waghalsige Verrenkungen auf der Tonleiter und vernachlässigt dabei trotzdem zu keinem Zeitpunkt sein sensitives Melodienspiel. Gebettet in sehnsuchtsvolle Gitarrenklänge, gedämpft-wabernde Synthesizer und 80’s-eske Drums hält der Kreuzberger über knapp drei Minuten hinweg eine außergewöhnliche Spannung. »Licht brennt« ist nach »Narben«, »OMG« und »Zu zweit« IMMIs vierte Single im Kalenderjahr 2023.

 

 

 

 

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