Friso

Was ein Jahr für FRISO! Der Hamburger zerlegte als DJ von Paula Hartmann nicht nur bei ausverkauften Touren, sondern den Sommer über auch die größten Festival-Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Parallel dazu machte FRISO sich als Teil des Künstler:innnen-Kollektivs Tooloudfortheroom durch konstanten Output und jede Menge Shows von der Hansestadt aus einen Namen, schloss seine Ausbildung ab – und droppt mit „10qm“ jetzt seine erste deutschsprachige EP. Auf sechs Songs irgendwo zwischen Pop und Rap, mal fragil, dann wieder ganz bei sich, taumelt FRISO durch die Zeit seines Lebens. Mal an ihren Rändern, dann wieder mitten hindurch, nimmt die „10qm“-EP die Hörer:innen mit in eine Welt zwischen nostalgischem Blick zurück und verträumtem Schauen auf das, was vor einem liegt. Zwischen Lichtern aus Gold und dem letzten Tropfen in der Flasche, zwischen letztem Atemzug und Rückenwind, der einen bis in die Unendlichkeit trägt. Der Titel, „10qm“, kommt dabei nicht von ungefähr: „In anderen Songs von mir oder auf Feature-Parts habe ich oft von diesen zehn Quadratmetern gesprochen“, erklärt FRISO. „Vermutlich, weil es die Größe von meinem alten WG-Zimmer war und ich dort in meinem Home-Studio an vielen Sachen gearbeitet habe. Die 10 Quadratmeter sind für mich eine Art Schutzraum, in dem alles stattfinden kann und darf - aber sobald die Tür zu diesem Raum aufgeht, strömt das alles in die Welt und ist für jeden Menschen zugänglich.“ Schon mit dem Opener „Alles“ öffnet FRISO diesen Schutzraum. „Ist die Tür auf, dann siehst du mein unverändertes Ich / und alles, was in meinem Kopf und 10qm ist“, singt der Hamburger von dem Drang, sich alles und noch viel mehr geben zu wollen. Eigentlich eine gute Zeit, aber irgendwie doch seltsam schwer. Wieder verliebt, wieder ein Lied. Nicht ganz ehrlich zu sich, diesem anderen Menschen und der Welt. Aber vielleicht hilft ja noch ein bisschen mehr von allem gegen dieses Chaos in einem drin. Die erste Single der „10qm“-EP war „Kopfsache“, eine moody Momentaufnahme zwischen Monotonie und Melancholie. Alles irgendwie anders, aber trotzdem immer noch beim Alten. Verrauchte Küchen, die gleichen Themen. Eigentlich keine Probleme, wenn man ehrlich ist. Und deshalb auch gar nichts zu erzählen. Stattdessen also in Gedanken verrennen, bis aus ein paar Sekunden schließlich Stunden werden, sich allerhöchstens über das Kopfmachen kopfmachen. Nummer 3 auf der EP, „Ampullen”, erzählt zu schneidenden Synths und treibenden Beats von drei Jungs in einem alten Opel Corsa. Nächtelang den Tag jagen, während der Bass übersteuert, genau wie die Synapsen. Roadtrip im Rausch der Farben. Sich dennoch blind verstehen und gemeinsam in Richtung Horizont rollen. Dahin, wo die Lichter aus Gold sind und in 10.000 Volt leuchten. Ein Gefühl, so intensiv, dass man es einfangen und in Ampullen füllen will. Damit man, wenn nicht alles läuft, wie es soll oder sich die Wege irgendwann trennen, doch weiß, dass man immer noch aufeinander zählen kann. „Warm“ - ein Song über Liebe, die ganz großen Gefühle, die man manchmal kaum beschreiben kann, sondern spüren muss - aber auch die kleinen Zweifel, die sich manchmal einschleichen. FRISO erzählt von belanglosen Diskussionen am Fenster, während die Gedanken immer wieder zu diesem einen Menschen wandern. Jemand, der wie eine Jahreszeit ist. Jemand, den man nur ansehen muss und alles ist wieder okay. Jemand, der den Karren aus dem Dreck zieht. Jemand, der nicht lange bleibt - aber solange er da ist, wird alles wunderschön warm und leicht. Ein bisschen, wie die „10qm“-EP von FRISO. Mit „einfach (Interlude)“ schafft FRISO auf der „10qm“-EP einen Moment der Reflektion. Der Track ist minimalistisch und roh, als wolle er den Hörer in eine intime Stille ziehen. FRISO fragt, ob das Leben zu zweit wirklich einfacher ist – oder ob „einfach“ doch nicht seins ist. Die Reduktion auf das Wesentliche bringt eine besondere Rohheit, die sich durch die EP zieht. Wo sonst große Synths dominieren, bleibt hier nur ein Hauch von Instrumental. Ein ruhiger Moment des Innehaltens, eingebettet in die 10qm, die FRISO als Schutzraum beschreibt – als würde er die Tür schließen und noch einmal neu auf alles blicken. Und dann ist da noch „Seitenstechen“ - dieser Song fängt das Gefühl ein, einfach nicht zur Ruhe zu kommen, obwohl man ganz dringend mal kurz durchatmen müsste, perfekt auf den Punkt. Denn die drei langen Jahre im Dauersprint machen sich langsam bemerkbar. Zu soften Synths, Drum-Loops und sphärischen Keys erzählt FRISO davon,always on the run zu sein und mit ständigem Schlafentzug und Atemnot in Richtung Ersatzbank zu schielen, bis nichts mehr geht. Also lieber mal kurz an den Rand setzen, Arme hochnehmen und durchatmen. Wenigstens für zehn Minuten. Denn wann die nächste Pause kommt, ist schwer zu sagen. Und dann: Anlauf nehmen, tief Luft holen und dann Kopf über zurück in diesen Wahnsinn namens Leben. Ein Song direkt aus dem Leben von FRISO. Denn um die Produktivität und das umtriebige Wesen des Anfangzwanzigers zu verstehen, muss man vielleicht einen Blick in seine Biografie werfen. 2000 geboren, wächst FRISO am Stadtrand vom Hamburg auf und findet früh zur Musik. Glockenspiel mit 5, Klavier mit 6 Jahren, Schulorchester, Chor – und schließlich die erste DAW und eigene Tracks. Ab 2020 arbeitet FRISO mit einer Newcomerin zusammen, die gerade für ihr Studium frisch nach Hamburg gezogen ist. Ihr Name: Paula Hartmann. FRISO wird nicht nur ihr Live-DJ, sondern tritt auch in ihrem Vorprogramm auf. Noch im selben Jahr bildet sich aus zwei Freundeskreisen das Künstler:innen-Kollektiv Tooloudfortheroom, zu dem neben FRISO auch ELEF, ghostboo, lenzy, moé und Sant sowie die Producer Lawin, Juri und SOMA plus die Videographen Finn Dubbeld und Tomke, aber auch DJ Babyblade und der Creative Ramin Haskan gehören. Aus Partys und Raves werden ein DIY-Studio und erste Releases. Darunter 2022 mit „Lost Tapes“ auch die erste, noch englische EP von FRISO, auf die nach Features mit den Tooloudfortheroom-Mitgliedern ELEF und moé jetzt mit „10qm” die erste deutschsprachige EP folgt.

 

 

 

 

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