Flut
Flut
„Durch den Prozess wie die Musik entstanden ist, fühlt es sich nicht wirklich wie das zweite offizielle Album an. Es ist ein Netz an Songs, von dem wir regelmäßig neue Teile zeigen, bevor es im Oktober als Ganzes gesponnen wird. Da es 8 Songs beinhaltet ist es ein Album, wenn man eine Kategorie dafür finden möchte. Letzten Endes ist es uns aber ein bisschen egal, es geht um den Inhalt", so die Band zum ungewöhnlichen Format der Veröffentlichung. Bevor “Netzwerk” aber erscheint, kommt mit “Schwarzes Kapitel” ein Auszug daraus. Manchmal läuft man in eine Richtung ohne zu wissen wohin es geht und zwischendruch wird es auch mal dunkel. So ist das auch im kreativen Schaffen von FLUT manchmal. Der Song “Schwarzes Kapitel” handelt von so einer Phase. Mit schwerfälligen Gitarren geht es los, bevor sich der Song am Ende in schwebende, sphärische Melodien auflöst. „1000 Mal haben wir schon Glück gehabt, ich höre es jeden Tag, ich höre es ein Leben lang“, singt einem Sänger Johannes Paulusberger fast gelangweilt entgegen, während die Gitarren um ihn kreisen und im Eiltempo durch den Song treiben. Für FLUT selbst war dieser Song “1000 Mal Glück” sowas wie eine Standortbestimmung für das eigene Schaffen. „Wir stellten uns die Frage, von wo schauen wir Dinge an? „Zur Zeit“, „Sendet Affen“ oder „Human“ tragen alle diese Suche in sich. Wer ist jeder einzelne von uns und welche Rolle spielt man dabei in einem größeren Konstrukt? Wenn man diesen Standort bestimmt, kann damit begonnen werden sich von dort aus mit sich selbst auseinanderzusetzen." Begonnen hat alles am Land in Oberösterreich, wo FLUT aufgewachsen sind. Dort tobten sie sich aus, experimentierten herum und stießen die Leute auf den umliegenden Dorffesten vor den Kopf. „Es war war eine wilde Mischung. Wenn man ein Genre erfinden müsste, dann sowas wie VHS-Bauern-Punk“, so die Band. Nach ersten Auftritten in der nächstgelegen größeren Stadt Linz und dem Hochladen des Videos zur ersten Single „Tiefschlaf“, dauerte es nicht lange bis die junge Band auch bei Labels in Wien Interesse weckte. 2017 erschien die Debüt-EP „Nachtschicht“, wo sich die Band in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit dem Post-NDW Sound verschrieb und mit „Linz bei Nacht“ ihren ersten kleinen Hit landete. FLUT waren nun kein Geheimtipp mehr und mit eigenen und fremden Erwartungshaltungen konfrontiert. Der Entstehungsprozess zum ersten Album war alles andere als reibunglos. Es sollte etwas Großes, Allumfassendes sein, eine Öffnung des Sounds in Richtung Pop, ohne die DNA der Band zu verlieren. Dieser Druck stellte die Band auf die Probe und ließ zeitweise die Freude am gemeinsamen kreativ sein in den Hintergrund geraten. GLOBAL erschien im Herbst 2018, FLUT spielte weitere Konzerte im deutschsprachigen Raum, die deutsche Band Kraftklub nahm sie mit auf Tour und Festivals wie das Reeperbahn Festival, Frequency oder Kosmonaut wurden gespielt. Danach dauerte es eine Weile bis neue Musik erscheinen sollte. Im Sommer 2020, fast zwei Jahre nach Erscheinen ihres Debütalbums „GLOBAL“, ließen FLUT wieder mit neuer Musik von sich hören. „Zur Zeit“, „Sendet Affen“ und „Human“ zeigten die Band von einer kompromissloseren und direkteren, aber nicht weniger eingängigen Seite. Dann tauchten sie wieder kurz unter. „1000 Mal Glück“ knüpft nun nahtlos daran an und schließt parallel einen Kreis, der sich nach der Veröffentlichung von „GLOBAL“ geöffnet hatte. Entstanden ist der Song bereits im Dezember 2018. Bis zur Veröffentlichung sollte es aber erst knapp zweieinhalb Jahre später dauern. Kurz nach Veröffentlichung des neuen Albums begann die Band schon damit neue Musik zu schreiben. Sie zogen sich in ein kleines Haus im Wald zurück und stellten sich selbst kleine Songwriting Challenges. Das Grundgerüst zu „1000 Mal Glück“ wurde in unter einer Stunde geschrieben. „Stillerstrånd“ startet mit einer iPhone Aufnahme von Keyboarder Manuel und wurde in isolierter Einöde zum kollektiven Sehnsuchtssong der Gruppe weiterentwickelt. Insgesamt entstanden über 20 neue Songskizzen, aber bis es sich für alle richtig anfühlte, sollte es noch eine Weile dauern. Ein halbes Jahr später entstand ein Schwung neuer Demos. Kratziger, unperfekter, aber voller Energie waren sie. Die Band saugte diese auf wie ein Schwamm. „Wir erinnerten uns wieder an die Anfangszeit zurück, als wir Dinge einfach aus einem Bauchgefühl heraus gemacht haben, das war sehr befreiend für uns alle.“ Im Laufe der nächsten Monate veröffentlichte FLUT ein Netz an Songs, das im Oktober als 8-Song-Album in digitaler Form gebündelt wird. Formate spielen für sie dabei jedoch keine Rolle. Vielmehr geht es darum ohne Druck, kreativen Impulsen freien Lauf zu lassen und eine Spielwiese für diese Ideen zu schaffen. “Netzwerk” ist für die Band weniger ein klassisches Album als vielmehr Abbild eines Prozesses der Suche. Wann und wo FLUT als nächstes ankommen, wird man sehen. Eines ist sicher: sie bleiben in Bewegung.
Links:
www.flut-musik.com
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