Fargo

Wenn man ein Konzert von FARGO besucht, staunt man gleich mehrfach. Erstens, weil man nicht weiß, ob da die Mama ihre Teenie-Tochter oder die Tochter die Mama begleitet. Zweitens, weil da das Indiemädchen verknallt neben dem Oldschool-Rapfan steht und dieser gemeinsam mit „Türsteher-Kalle“ die Texte mitsingt und drittens, weil man einfach nicht versteht, woher dieser kleingewachsene Mann mit Cappy und Collegejacke diese Energie holt. Und man ertappt sich für einen Augenblick lang dabei an das Gute im Leben zu glauben. FARGO, das ist wohl der positivste und lebensbejahendste Rapper/Sänger, den Deutschland zu bieten hat und mit „Gutes Gefühl“ veröffentlicht er am 17.11.23 ein Album, das man am liebsten gar nicht mehr ausmachen will. Wenige Tage vor der Geburt seines ersten Kindes veröffentlichte Falk-Arne Zeiseweis, alias FARGO, im Jahre 2016 „Wunderbare Jahre“, ein Album über Irrungen, Wirrungen und die großen ersten Male eines Teenagers. Mittlerweile ist er Zweifach-Papa und setzt seine ganz persönliche musikalische Serie konsequent fort. Seit 2019 wächst die Hörer*innenschaft des 35-jährigen Berliners stetig an. Fast unbemerkt schlich sich FARGOs Single „Gutes Gefühl“ in die Herzen und Playlists seine Hörer*innen. Der Erfolg kam nicht über Nacht.  Jeden Tag ein paar Streams mehr, mittlerweile sind es 15 Millionen. Konzerte, Playlisten und Creations zeigen in die richtige Richtung. Logisch also, dass die Ungeduld auf das bevorstehende Album groß ist. Doch wovon handeln die neuen Songs des ehemaligen Frontmanns der Berliner Indie-Rap Band „The Love Bülow“, die seinerzeit große Erfolge, vor allem in der hiesigen Fernsehlandschaft, feierte und mit „Menschen sind wie Lieder“ vielleicht sogar einen der großen Hits der frühen 2000er Jahre veröffentlichte? „Wie der Name schon sagt ist es mir in erster Linie wichtig, den Leuten ein Gutes Gefühl zu geben. Wenn Leute meine Songs hören, um sich auf eine Party einzustimmen, im Auto auf den Weg in den Urlaub oder ins Wochenende, wenn Eltern am Sonntag beim Frühstück mit ihren Kids zu meinen Songs mitwippen, dann habe ich mein Ziel erreicht“ Aus dem Studio heraus Songs in die Welt zu schicken, ist das Eine. Den Worten Taten folgen zu lassen das Andere! So trifft man den Familienvater FARGO auch tief verwurzelt in sozialen Projekten wie der freien Musikschule „EstaBien“, bei denen er Songs mit benachteiligten Jugendlichen, größtenteils unbegleiteten Geflüchteten, kreiert und live performt, oder als Juror und Coach des Kinder- und Jugend-Contests: „Dein Song für eine Welt“ von Engagement Global. Aber auch für Azubis in der Altenpflege hat er schon seine Songs gespielt. Und die Musik? FARGO steht auf Gitarren. „Gutes Gefühl“ und Songs wie „Copacabana“ und „Nur nicht für immer“ beispielsweise bauen auf klassische Riffs auf, die man eigentlich von einer Indie-Band erwarten würde. Fans von 80s Synthies kommen bei Songs wie „Glück“ und „Liebeslied (für meine Hater) auf ihre Kosten und bei „Leuchtturm“ und „Eisbär und Pinguin“ wiederum bekommt man vor lauter Ehrlich- und Tiefgründigkeit eine Gänsehaut, ob man will, oder nicht. Vielschichtig ist es also geworden, dieses Album, poppig, aber nie klischeehaft. So sucht man klassische Love- oder Trennungssongs vergeblich, dafür aber finden sich Sichtweisen, die teilweise so detailliert eine Situation besprechen, dass man sich als Hörer*in in den Arm genommen fühlt, wie von einer guten Freundin oder dem „partner in crime“. Wer mal schlecht drauf ist, sollte dieses Album hören, ebenso Fans von „Clueso“ oder „Cro“ oder jede*r, der/die auf gute deutsche Texte steht. Mit „Gutes Gefühl“ ist FARGO etwas gelungen, von dem er selbst nicht zu träumen wagte: Ein Album zu kreieren, das auch in schwierigen Zeiten Hoffnung schenkt, das einem Kraft gibt dranzubleiben. Lieder können zwar keine Krisen verhindern oder Wunden heilen, aber irgendwie schafft FARGO es zumindest den Weg dorthin zu zeigen. Und sei es nur, indem er und seine Songs uns für ein paar Augenblicke helfen zu „vergessen, wer wir morgen sind“. Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass FARGO auch morgen noch das macht, was er bis heute liebt: Musik mit ganz viel gutem Gefühl!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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