Eric Pfeil

Eines Tages kam der Teufel zu Eric Pfeil. Es war nicht das erste Mal, er war schon einmal dagewesen, als Eric gerade sechs Jahre alt war. Damals hatte Eric einen Dartpfeil ins Auge bekommen. „Ich sorge dafür, dass du weiter sehen kannst“, hatte der Teufel damals gesagt. „Allerdings musst du dich fortan Eric Pfeil nennen.“ „Aber ich heiße doch schon Eric Pfeil, hatte der Verwundete geantwortet. „Verdammt“, zischte der Teufel nur und verschwand. Nur sein Geruch blieb noch ein paar Wochen im Haus hängen. Jetzt war er also wieder da. „Was willst du?“, fragte der Sänger, der gerade seine Kieselsteinsammlung sortierte. „Dir einen Vorschlag machen. Ich will, dass du ein düsteres Konzeptalbum aufnimmst – oder besser: Ich will, dass du ein düsteres Indie-Liedermacher-Konzept-Album aufnimmst und dir damit die Karriere ruinierst. In der Folge musst du jahrelang nur mit deiner Akustikgitarre übers Land ziehen und den Menschen die Lieder vorsingen.“ „Aha. Was kriege ich dafür?“ „Hm, mal überlegen. Ein Auto vielleicht?“ „Auto ist super. Meins ist rot und klein und fällt auseinander und ist für meine Tourneen denkbar ungeeignet.“ Der Teufel rieb sich die Hände. „Gut. Also?“ „Die ganze Sache trifft sich tatsächlich gut“, sagte Eric Pfeil. „Ich habe nämlich gerade schon ein düsteres Indie-Liedermacher-Konzept-Album aufgenommen.“ „Ach, was. Du verwendest sogar das blöde Liedermacher-Wort?“ Der Teufel strahlte jetzt beinahe. „Worum geht’s?“ „Na ja, es ist wirklich ein ziemlich düsteres Album, weißt du. Das letzte Jahr war eine ziemliche Katastrophe. Um mich rum sind die Leute nur so umgefallen. Die Platte soll „Die Liebe, der Tod, die Stadt, der Fluss“ heißen, denn genau darum geht es. Also, es geht auch noch um mehr: um depressive Detektive, um Erinnerungshotels, um verschollene Schauspielerinnen, um Menschen aus Schaum ...“ „Halt!“, unterbrach der Teufel ungeduldig. „Wie klingt die Platte denn?“ „Na ja, oft wie ein Italo-Western, bei dem ständig so ein angeschossener Troubadour ins Bild gelaufen kommt. Manchmal auch anders. Wie Hannes Wader auf Mescalin vielleicht ...“ „Lass mal hören.“ Und der Teufel hörte. Er hörte mehrfach. Er nickte. Er wippte mit. Manchmal grinste er. Immer wieder verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Eric Pfeil wusste nicht zu deuten, ob aus Freude oder Missfallen. Nach drei Durchläufen wurde es dem Sänger zu fad. „Und?“, fragte Eric Pfeil. „So hab ich’s mir vorgestellt. Genau so. Aber die Sache hat einen Haken: Es sollte meine Idee sein. Nicht deine. Ich wollte dir nach Leibeskräften die Karriere vermasseln, aber das hast du ja jetzt schon selbst erledigt.“ Eric Pfeil sah enttäuscht aus. „Und das Auto?“ „Nichts da. Du kannst dein dämliches rotes Mädchen-Auto behalten.“ ... Was jetzt nun auch der Grund ist, warum Eric Pfeil in diesem Jahr mit dem kleinsten Tourbus Deutschlands auf Ein-Mann-Konzertreise geht. Oft genug ist es ja andersrum, aber manchmal haben die scheinbar banalsten Sachen die wildesten Erklärungen.

 

 

 

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