Elenka

Elenka wird 1986 in Kasachstan geboren. Als sie gerade ein Jahr alt ist, ziehen die Eltern mit ihr und den beiden älteren Brüdern nach Deutschland. Genauer: nach Mindersbach im Schwarzwald. Dort wächst Elenka zwischen Kuhstall und kasachischer Tradition auf: »Meine Kindheit war großartig. Ich war ständig draußen, habe im Wald Hütten gebaut und auf dem Feld gespielt.« Wenn es regnet, bleibt Elenka zuhause. Aber an Langeweile ist nicht zu denken. Stattdessen fängt sie an, Musik zu machen. Ein Kassettenrekorder dient ihr als Aufnahmegerät, die ausrangierten Kinderkeyboards ihrer Brüder, eine Blockflöte und leere Keksdosen als Instrumente. »Am Ende war es zwar nur noch ein lautes Rauschen, aber trotzdem ein Lied«, erinnert sich Elenka und lacht. Inspiration holt sie sich auf den Bravo-Hits-CDs. Dank der Eltern lernt sie Künstler wie France Gall, Alla Pugatschowa oder Edith Piaf kennen. Elenka wird älter und schleicht sich in den örtlichen Jugendraum, das »Räumle«, wo sie zum ersten Mal richtige Rockmusik hört. »Die Power und Stärke haben mich sofort beeindruckt«, erinnert sich Elenka, die sich umgehende eine lilafarbene E-Gitarre kauft und das Spielen selbst beibringt. Es folgt die Zeit der Kellerbands mit Elenka als Frontfrau, die sich mehr die Seele aus dem Leib schreit als das sie singt: »Mit dieser lauten Musik konnte ich alle meine Schwächen kaschieren.«
Heimlich hört Elenka, die mittlerweile an der Popakademie Mannheim studiert, aber immer noch lieber Rihanna statt dem Hard Rock ihrer Bands. Wie es der Zufall will, lernt sie an der Akademie die Elektronik-Produzenten von Feeling Valencia kennen. Zu dem Zeitpunkt ist Techno noch ein rotes Tuch für sie. »Ich musste sofort an Raver in Kuhfellwesten und Müllmannhosen denken.« Doch durch Feeling Valencia entdeckt Elenka die Musik von Stimming und Trentemøller und findet sofort Gefallen an der melodiösen Electronica mit Gesang. »Da habe ich gemerkt, wie ästhetisch diese Musik sein kann.« Zuhause probiert Elenka sich gleich an dieser neuen Spielart, bastelt wochenlang an eigenen Songs. »Ich konnte mich einfach einsperren und loslegen, die klassische Band ersetzen und ganz alleine etwas erschaffen«, erinnert sich Elenka. Und zum ersten Mal singt sie auch auf Deutsch - eine eigeneartige Erfahrung. »Ich war plötzlich total angreifbar und nicht mehr die laute Rockröhre von damals.« Irgendwann traut sie sich doch und produziert gemeinsam mit Feeling Valencia ihre erste EP mit dem Namen »Zeit«. Als das Studium vorbei ist, zieht Elenka nach Berlin. »In der Hauptstadt habe ich erst richtig gelernt, die Monotonie der elektronischen Musik zu schätzen. Man schwimmt in diesem Beatbrei mit, wartet nur auf die Welle, verliert sich dann im Sound, stolpert morgens in die aufgehende Sonne und ist einfach dankbar dafür, dass man sich zu dieser Grenze gebracht hat«, schwärmt Elenka, die sich tagsüber mit einem Job bei einer Softwarefirma über Wasser hält und am Abend an Tracks schraubt, ehe sie sich wieder ins Nachtleben stürzt. Die Kindheit in der Natur, die Selbstfindungsphasen, die exzessive Feierei – all das fließt ein in Elenkas selbstbetiteltes Debütalbum. Es ist voll mit Musik, die an Trentemøller, an Björk oder The Knife, aber auch an M83 oder CHVRCHES erinnert: Flimmernde und glitzernde Elektronica, die auf die Schönheit der deutschen Sprache trifft und sich mit spielerischen Details vermischt, bis man sich ganz in den fabelhaften Soundlandschaften verliert. Das liegt vor allem auch an den ätherisch-elektronischen Produktionen von Feeling Valencia und Robot Koch, der das Produktionsteam um Elenka zum ersten Album komplettiert und mit seinen ganz eigenen Sound zusätzlich bereichert. So ist »Elenka« der perfekte Soundtrack zum Tagträumen, der Klang der Grenzerfahrung, zu dem man sich ein eine andere Welt flüchtet. Ronja Räubertochter im Raveland, sozusagen. Überhaupt wohnt den Texten stets etwas Verwunschenes und Märchenhaftes inne. Vielleicht, weil Elenkas Vater ihr als Kind russische Märchen von Väterchen Frost und Varinka vorgelesen hat. »Die Musik ist eine Bühne auf der ich meine Geschichten erzählen kann«, erklärt Elenka. Es sind Geschichten, in denen Äste knacken, Vögel zwitschern oder auch mal ein Wolf umherstreift. Geschichten, die von ihr und vom Zurechtkommen in der Welt fernab der Tagträume erzählen. »Wer bin ich eigentlich? Gejagter oder Jäger? Nur ich allein kann meine Rolle bestimmen«, erklärt Elenka das Konzept hinter dem Song »Wolf«. In »Wach ich oder träum ich?« geht es dagegen um Grenzerfahrungen. Solange durch den Club tanzen, bis man nicht mehr kann und den Punkt erreicht, an dem man nicht mehr weiß was echt und was Imagination ist und die Vernunft sich komplett verabschiedet. Selbstfindung und –aufgabe, Ruhe und Ekstase, Natur und Urbanität - »Elenka« pendelt immer wieder zwischen diesen Extremen hin und her. Die Grenzen zwischen Erlebtem und Ersehntem verschwimmen in diesem Zauberland. »Ich brauche die Grenzerfahrungen – egal ob ich diesen Zustand durch lange Spaziergängen, die Körperlichkeit im Rausch der Großstadt oder eben Musik herbeiführe.«

 

 

 

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