Dieselknecht

Ihr Bandname Dieselknecht verrät es: Drei Viertel der Band wuchsen irgendwo auf dem Land zwischen Ackerbohnen und Ergänzungsfutter auf. Mit Heavy Metal und Punkrock. Dann zog es sie in die Stadt, wo sie ausgerechnet den Country kennenlernten - und sich darin verliebten. Flying V und Nietenarmband wurden abgelegt, die neuen Werkzeuge waren von nun an Banjo, Gitarre, Kontrabass und Snare. Zunächst gefiel es ihnen, Mundorgel-Klassiker, Arbeiterlieder und alte Gedichte in einem Mix aus Punk/Volksmusik/Metal und Rockabilly neu zu vertonen. Noch heute wird auf jedem ihrer energiegeladenen Konzerte "Bolle" oder "Wir lieben die Stürme" aus lauter Kehle eingefordert. Doch sie wurden erwachsener - was sie auch werden wollten - und reicherten ihr Repertoire mit mehr und mehr eigenen Stücken an. Mehrstimmige Gesänge wurden ausgefeilt und es durfte auch mal ein Gang runtergeschaltet werden. Das blieb nicht unbeobachtet. Im Jahre 2015 trat der Kultursender ARTE an die Band heran und bat darum, den Song "Zechenstadt", ihre schwarze Liebeserklärung an ihre Wahlheimat für den METROPOLREPORT RUHRGEBIET zur Verfügung zu stellen. Die Band bestanden darauf, dass Lied live zu spielen und so geschah es. Endlich im Fernsehen! Dieselknecht blieben aber nicht stehen, nahmen drei CD-Alben und vier Vinylsingles auf und filmten Musikvideos. "Der letzte Wilderer" ist mehrfach nominiert und prämiert worden, in Arbeit befindet sich ein ca. 30-minütiges Kneipenmusical. Und sie touren unermüdlich durch Festivals, Kneipen, Clubs und leere Hallen. So wird man auch erwachsen. Jetzt ist ihr 4. Album fertig. "METEOR" bietet 12 Songs, die quasi in einem Guss zwischen September und Oktober 2017 entstanden. Die Aufnahmen dazu fanden zwischen November 2017 und März 2018 unter der Aufsicht von Guntmar Feuerstein im Bochumer Kopfhörer-Studio statt. Dieselknecht zeigen bei diesem Album eine beachtliche lyrische wie auch musikalische Bandbreite, die immer um ihren ursprünglichen Klangkörper aufbaut. Im Titelstück "Meteor" geht's gleich los, es ist ein dezentes Wurlitzer-Piano hören. Textlich sehr intim und persönlich mit einem wunderbaren Refrain-Hook. Ein großes Thema wird hingegen im zweiten Track und der Single-Auskopplung "Die Geister die ich rief" angesprochen: in der Rückschau an die Zeit der Aufklärung werfen die Knechte die Frage auf, was aus den Idealen von einst geworden ist. Entsprechend vielseitig ist das Arrangement ausgefallen. Man hört eigentlich alle Instrumente, die der Band im Laufe der Zeit lieb und teuer geworden sind. Die waren echt ganz schön teuer. Abwechslungsreich geht es mit einer zackigen Uptempo-Country-Nummer weiter, dicht gefolgt von einer Liebeserklärung an das stille Glück eines Sonntagnachmittages. Typisch für Dieselknecht sind immer wieder auch wilde Nummern wie das Glaubensbekenntnis an "Hardcore und Black Metal" und ein Statement zur kritischen Lage der Nation "Make America great again" (man weiß, wer gemeint ist)! Insgesamt bietet "METEOR" eine Vielfalt an musikalischer Qualität und auch die Texte im Booklet werden sicher gerne ein zweites Mal gelesen. Denn das bringt das Erwachsensein leider mit sich: Die Großen sind nicht immer sofort zu verstehen! Aber geben wir Ihnen eine Chance...

 

 

 

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