Das trojanische Pferd
Das trojanische Pferd
„Diskurspop – what the fuck?!“ - Vieles, das unter dem Etikett „Diskurspop“ im Feuilleton breitgetreten wurde, war letztlich nicht viel mehr, als das gelangweilte Geplauder in die Jahre gekommener Zweitverwerter zusammenhangsloser Zitate. Wir leben in einer doppelbödigen Zeit und also ist das Treffen (!) von Aussagen heute oft schwierig – daher behilft man sich gern mit postmodernem (schon das Wort!) Collagieren. So auch wir. Aber nicht nur. Wir beziehen Position:
„Mit dem Kopf durch die Wand
Und das bei vollem Verstand
Ich hab Menschen verschreckt
Ich war wohl, ja ich war wohl – sehr direkt“
(Aus: Stimmt)
Eine andere Möglichkeit besteht derzeit darin, den Mainstream bedingungslos zu umarmen. Das läuft dann oft und gerne unter dem Deckmantel „Ironie“. Dieser Witz hat sich aber wie jeder andere nach einiger Zeit verbraucht und zurück bleibt ein schaler Nachgeschmack:
„Und solang ich nicht weiß, was die Planken zerbricht
bin ich und bleib ich ein schwankendes Schiff
Ich grüße und bitte, bedanke mich nicht
good night folks & good luck“
(Aus: Kronprinz)
2015 ist 2015. Es hilft nicht, die Glatteisigkeit des Lebens auszublenden und mit Posen und Glitzer darüber hinwegzutäuschen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Nicht hier, nicht heute und morgen auch nicht. Musik oder Kunst im Allgemeinen bedeutet aus unserer Sicht nicht Ablenkung, sondern gerade das Gegenteil davon: Beschäftigung mit der Welt:
„Etwas hat sich eingenistet
Jemand hat den Wein vergiftet
und dieser Würgegriff
ist gut-bürgerlich“
(Aus: Ich du er sie es).
Dekadenz ist der Befund unserer Zeit. „Unser“ Lebensstil ist so nicht mehr zu halten. Das weiß man, aber man verhält sich nicht danach. Wir am aller wenigsten: Seit acht Jahren machen wir Musik ohne Konzessionen und gefallen uns auch noch darin, dem Zeitgeist teilweise zu trotzen: C’est la Decadence: Egozentrismus und Niedergang in einem. Wir haben schon sehr viele Schiffe vorbeiziehen sehen. Retrospektiv wird die aktuelle Poplandschaft womöglich in einem anderen Licht erscheinen:
„Immer alles besser wissen
und damit die Welt vergiften
Ich bin der Schutzparton der Selbstverliebten“
(Aus: Machenschaften)
Und ob ihr wirklich richtig steht,
seht ihr, wenn das Licht angeht…
Das Trojanische Pferd
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