Annama

Eines wird einem schnell klar, wenn man Annama trifft, diese Frau hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sie ist schnell in Ihren Gedanken, Worten und erzählt mit einer mitreißenden Selbstsicherheit. Kaum zu glauben, dass das mal anders war. „Ich war als Kind super schüchtern“, verrät die 26-Jährige. „Gesungen habe ich zwar immer schon, aber nur im stillen Kämmerlein. Mit 14 hatte ich dann meine erste Gesangsstunde und bin da so glücklich wie noch nie rausgegangen. An diesem Tag habe ich eine ganz andere Seite von mir kennengelernt und ein neues Selbstbewusstsein erlangt.“ Ein Impuls, der Annama nicht mehr losließ und schnell war klar, dass der Weg zu ihr selbst in der Musik. Wer ihren Namen bei Google eingibt, erfährt, dass sie auf dem Weg eine Menge ausprobiert hat. Als Grenzgängerin probiert sie sich aus; war bei The Voice of Germany. Gemeinsam mit Jan Ole Jönsson von der Hamburger Band Caracho gründete sie das Elektro-Duo B.O.X.E.R.. Sie veröffentlichten ein Album, mit dem sie den Musikexpress Style Award in der Kategorie Newcomer gewannen und sogar in Moskau und Tel Aviv auftraten. Als Model lief Annama auf Shows von Lagerfeld, Joop oder Givenchy. All das war Teil eines Selbstermächtigungs-Prozesses. „Wenn sich für mich Türen geöffnet haben, bin ich da durchgegangen und habe versucht, das für mein Ziel und meinen Traum zu nutzen“, sagt sie. „Mein Motto war immer ins kalte Wasser springen und gucken, was passiert. Dabei war mir aber wichtig, dass ich mein eigenes Ding mache.“ Mit anderen Worten: Annama geht es darum, als junge Frau ihren Weg zu gehen und ihre Kreativität auszuleben. Durch die ersten Musikprojekte sammelte sie Erfahrungen, durch das Modeln finanziert sie ihre Musik. Und jetzt steht sie am Beginn einer vielversprechenden Solokarriere. Dabei hält Annama alle Zügel selbst in der Hand. Sie schreibt nicht nur ihre Songs selbst, sondern dreht auch ihre eigenen Videos. Und ihre Debütsingle „Rockstar“ – ein Pop-Stück mit Ansage, das sofort ins Ohr geht – ist über ihr eigenes Label Alienpunk Records erschienen, das sie nach der Trennung von ihrer vorherigen Plattenfirma gründete. Selbstbestimmung ist bei Annama großgeschrieben.  „Mein Plattenboss sagt‚ mach mal kommerzieller / sonst hast du bald nichts mehr zu fressen auf’m Teller‘“, sprechsingt sie in der ersten Strophe ihre Wut hinaus, bevor sie unmissverständlich klar macht, dass sie nicht vorhat, sich verbiegen zu lassen: „Eines ist mal klar am Ende werd‘ ich zur Legende / weil ich mein Leben an die große Kunst verschwende“. Ein fast pubertärer Song, wie Annama meint. „Der Versuch in dieser Welt, ein echter Rockstar zu sein. Doch wer oder was ist heutzutage überhaupt noch ein echter Rockstar? Jemand, der sich stringent drüber hinwegsetzt, was andere ihm vorschreiben, um seine Authentizität nicht zu verlieren? Denn nur so wird Kunst beständig bleiben. Das wichtigste ist mir, dass alles, was ich tue, eins zu eins mit mir ist.“  Die Texte ihrer Songs spielen für die Germanistik-Studentin, die gerade ihr Debütalbum fertiggestellt hat, eine große Rolle. Sie sind unbefangen wie sie selbst, direkt, manchmal vordergründig naiv und natürlich auf Deutsch. Ganz gleich, ob es um Selbstermächtigung geht oder Annama das Ende ihrer langen Beziehung verarbeitet – sie gräbt stets tief. „Auch, wenn ich eigentlich ein sonniges Gemüt bin, lass ich mich gerne von einer Melancholie und Tragik gefangen nehmen, die mich zu anderen Orten führt und in der ich mich dann schon gerne suhle. Dabei entstehen viele Texte und Zeilen“, sagt sie. „Ich liebe es, so lange in meinem eigenen Wirrwarr zu graben, bis ich das kleine Goldstück gefunden habe. Es gibt nichts besseres, als mit dem Gefühl da rauszugehen, eine Thematik und vielleicht auch sich selbst ein Stück mehr geknackt zu haben.“ Wie schon bei Rockstar ist das Narrativ von Junge der Umgang mit Zuschreibungen und dem sich über-Grenzen-hinwegzusetzen. Als Grenzgängerin lungert und tanzt Annama als Junge durch die Straßen der Nacht. „Das fing bei mir schon in der Schulzeit an, ich hatte irgendwie dieses jungenhafte Auftreten. Aber ich habe immer versucht, das für mich zu nutzen, damit zu spielen und noch einen oben drauf zu setzen“, so Annama. Anstatt bürgerliche Fesseln zu sprengen wie in Rockstar, verleibte sie sich diese Zuschreibung einfach ein und hebt in Junge die Grenzen der Rollenbilder auf. Songs wie „Immer wenn du singst“ oder „Fehler“ sind ganz klar von dem Ende ihrer Beziehung geprägt. Die tiefschürfende Klavierballade „Lass uns noch einmal miteinander schlafen“ derweil ist nicht bloß ein Liebeslied, sondern Annama schlägt darin auch politische Töne an, singt über den Zusammenhalt der Gesellschaft und spricht die großen Probleme wie den Klimawandel an. „Als Künstler/in hat man auch eine gewisse Verantwortung und muss etwas größer denken.“  Auch musikalisch macht Annama ihr ganz eigenes Ding. Ihre Songs klingen abwechslungsreich, mutig und zuweilen unorthodox. Mal temperamentvoll und laut, dann leise und nachdenklich. Patti Smith und Nina Hagen dienen genauso als Vorbilder wie Iggy Pop und LP. Dabei pfeift Annama auch schon mal auf gewöhnliche Songstrukturen. Sie outet sich auch hier als Vorreiterin einer neuen Musik, die die gefälligen Posen der Vergangenheit überlässt und ein neues Selbstbild in die Welt singt, ganz im Geiste der Gegenwart einer Billie Eilish. Und wenn sie mal wieder in Israel auf Entdeckungstour war, bringt sie auch mal einen Klezmer-Sound mit – so für den mitreißenden Track „Benzin“. „Soundlich kann und will ich mich nicht festlegen“, sagt sie. „Das Leben ist genauso fluide wie ich und somit auch meine Musik. Musik sollte in der Jetztzeit stattfinden. So wie ich mich fühle, und das wird immer anders sein, so wird auch die Musik klingen. Vielleicht entsteht morgen etwas Folkloristisches und übermorgen dann HipHop-Elemente, angelehnt an den Sound, der gerade im Ostblock stattfindet, weil ich mich zufällig mal wieder in Kiew herumtreibe.“  Eine Künstlerin der Selbstermächtigung, wird uns in Zeiten der Veränderung zeigen, was war und was kommen wird. Immer anders, immer neu – Annama ein Rockstar der neuen Zeit. Eines wird einem schnell klar, wenn man Annama  trifft, diese Frau hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sie ist schnell in Ihren Gedanken, Worten und erzählt mit einer mitreißenden Selbstsicherheit. Kaum zu glauben, dass das mal anders war. „Ich war als Kind super schüchtern“, verrät die 26-Jährige. „Gesungen habe ich zwar immer schon, aber nur im stillen Kämmerlein. Mit 14 hatte ich dann meine erste Gesangsstunde und bin da so glücklich wie noch nie rausgegangen. An diesem Tag habe ich eine ganz andere Seite von mir kennengelernt und ein neues Selbstbewusstsein erlangt.“

 

 

 

 

 

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