Alexandra Janzen

„Auch wenn die Freiheit gerade zerrinnt, bleibt Zusammenhalt das, was uns bestimmt. Die schlechten Tage sind schon gezählt. Wir sind noch da, wir haben uns und nichts das fehlt.“ Vor dem Fenster steht Alexandra Janzen. Mit dicker Jacke, Mikrofon und Verstärker singt sie dankbar, den Blick nach oben gewandt. Hinter dem Fenster stehen ihre Großeltern und schauen hinaus. Das Fenster ist für sie gerade die einzige Verbindung. Sie leben in einem Pflegeheim. Kurz vor der Pandemie sind sie dort eingezogen und waren inzwischen sieben Mal in Quarantäne - in einem kleinen Zimmer zu zweit. „Ich habe meine Großeltern deshalb mehrmals unter ihrem Fenster besucht. Es war die einzige Möglichkeit sich näher mit ihnen auszutauschen. Obwohl es ihnen objektiv viel schlechter geht als mir, ist mein Opa immer gut drauf und gibt mir Kraft. Ich bin die Zerbrechliche und er ist der Starke - trotz aller Umstände. Das hat mich so bewegt, dass ich es in einem Song festhalten wollte.“ „Wir haben Schlimmeres überlebt. Wir sind noch da, wir haben uns und nur das zählt.“ Die Berliner Boho-Pop-Musikerin Alexandra Janzen hat mit “Am Fenster” einen klassischen Singer Songwriter Song geschrieben, der von der aktuellen Ausnahmesituation geprägt ist. “Es war mir wichtig keinen leichtfüssigen motivierenden Song zu schreiben, sondern einen, der diesen tiefen, traurigen Gefühlen Raum gibt, damit sie sich ausdrücken dürfen und transformiert werden können.” Sie legt großen Wert darauf in ihren Songs einen Perspektivenwechsel aufzuzeigen. “Am Fenster startet mit meiner Angst und meiner Sorge, wie es meinen Großeltern in dieser Zeit geht. Mein Opa nimmt mir diese Angst mit seiner unverwechselbaren Art: “Ach ihr Pfeifen, wir machen das schon!” Das hat mir Mut gemacht.“ Auch musikalisch findet diese Transformation statt: Im eher sorgenvollen Vers geht die Akkordfolge nach unten, im Refrain wiederum nach oben - verstärkt wird das durch die live eingespielten Streicher von Anne de Wolff (u.a. Annett Louisan, Bosse, Gregor Meyle) , sie stehen für die Hoffnung. „Atme sie ein und die Angst aus. Hol das Beste aus Dir raus.“ Für alle die dafür offen sind, ist in diesen Zeilen sogar eine wirkungsvolle praktische Hilfestellung versteckt. “Diese Atemtechnik hilft mir immer sofort.” Mit Thimo Sander (u.a. Adel Tawil) hat Alexandra Janzen die Single gemeinsam produziert. “Ich habe den Song bewusst nur ein einziges Mal eingesungen und nichts mehr verbessert. Weil es mir hier besonders um die Emotion und nicht um Perfektion ging.” Am Fenster ist für alle, die sich gerade gefangen und ängstlich fühlen. Die keinen Ausweg mehr sehen. “Ich möchte sie mit diesem Song abholen und weitergeben, was mein Opa mir mitgegeben hat: Du kannst dich immer für die Hoffnung entscheiden, egal wie schlecht es dir geht.“ "Alles wird so oder so geschehen bis wir uns in die Arme nehm´". (Alexandra Janzen im Gespräch mit Saskia Rienth , November 2020)

 

 

 

 

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